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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

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39.
Ein Feld ist das Gemüth, und du bist sein Besteller;
Baust du es gut, so wächst darauf das Gute schneller.
Doch nicht wächst Nichts darauf, weil du es nicht gebaut;
Das Unkraut stellt von selbst sich ein, wo fehlt das Kraut.
Und auszuraufen auch das Unkraut, hilft dir nimmer,
Denn seine Wurzeln doch läßt es im Boden immer.
Und willst du es im Grund entwurzeln ganz und gar,
Zu untergraben mit das Kraut läufst du Gefahr.
Was also bleibt zu thun? das Unkraut niederhalten,
Daß oben finde Raum das Kraut, sich zu entfalten.
Und hat das Kraut sein Netz dicht übers Feld gestrickt,
Darunter ist zuletzt das Unkraut selbst erstickt.

39.
Ein Feld iſt das Gemuͤth, und du biſt ſein Beſteller;
Bauſt du es gut, ſo waͤchſt darauf das Gute ſchneller.
Doch nicht waͤchſt Nichts darauf, weil du es nicht gebaut;
Das Unkraut ſtellt von ſelbſt ſich ein, wo fehlt das Kraut.
Und auszuraufen auch das Unkraut, hilft dir nimmer,
Denn ſeine Wurzeln doch laͤßt es im Boden immer.
Und willſt du es im Grund entwurzeln ganz und gar,
Zu untergraben mit das Kraut laͤufſt du Gefahr.
Was alſo bleibt zu thun? das Unkraut niederhalten,
Daß oben finde Raum das Kraut, ſich zu entfalten.
Und hat das Kraut ſein Netz dicht uͤbers Feld geſtrickt,
Darunter iſt zuletzt das Unkraut ſelbſt erſtickt.

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[28/0038] 39. Ein Feld iſt das Gemuͤth, und du biſt ſein Beſteller; Bauſt du es gut, ſo waͤchſt darauf das Gute ſchneller. Doch nicht waͤchſt Nichts darauf, weil du es nicht gebaut; Das Unkraut ſtellt von ſelbſt ſich ein, wo fehlt das Kraut. Und auszuraufen auch das Unkraut, hilft dir nimmer, Denn ſeine Wurzeln doch laͤßt es im Boden immer. Und willſt du es im Grund entwurzeln ganz und gar, Zu untergraben mit das Kraut laͤufſt du Gefahr. Was alſo bleibt zu thun? das Unkraut niederhalten, Daß oben finde Raum das Kraut, ſich zu entfalten. Und hat das Kraut ſein Netz dicht uͤbers Feld geſtrickt, Darunter iſt zuletzt das Unkraut ſelbſt erſtickt.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/38>, abgerufen am 21.11.2024.