Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.71. Wenn du für dich allein und deinen Frieden sorgtest; Wozu daß von der Welt du noch die Flitter borgtest? Du hättest andres nun und bess'res nicht zu thun Als abzuthun die Welt und still in Gott zu ruhn. Allein dein Streben ist nicht für dein enges Zelt, Dein Streben ist zugleich für Gottes weite Welt. Dein heilig Streben sei, das Sinnliche zum Schönen Zu läutern, um Geschöpf und Schöpfung zu versöhnen. Lös' auf den Widerspruch, gleich' aus den Zahlenbruch, O Geist der Lieb', und wandl' in Segen nun den Fluch. In Zukunfts Furchen wird der Ernte Segen sprossen, Und in das Heil der Welt ist meins miteingeschlossen. 71. Wenn du fuͤr dich allein und deinen Frieden ſorgteſt; Wozu daß von der Welt du noch die Flitter borgteſt? Du haͤtteſt andres nun und beſſ'res nicht zu thun Als abzuthun die Welt und ſtill in Gott zu ruhn. Allein dein Streben iſt nicht fuͤr dein enges Zelt, Dein Streben iſt zugleich fuͤr Gottes weite Welt. Dein heilig Streben ſei, das Sinnliche zum Schoͤnen Zu laͤutern, um Geſchoͤpf und Schoͤpfung zu verſoͤhnen. Loͤſ' auf den Widerſpruch, gleich' aus den Zahlenbruch, O Geiſt der Lieb', und wandl' in Segen nun den Fluch. In Zukunfts Furchen wird der Ernte Segen ſproſſen, Und in das Heil der Welt iſt meins miteingeſchloſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0324" n="314"/> <div n="2"> <head>71.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn du fuͤr dich allein und deinen Frieden ſorgteſt;</l><lb/> <l>Wozu daß von der Welt du noch die Flitter borgteſt?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du haͤtteſt andres nun und beſſ'res nicht zu thun</l><lb/> <l>Als abzuthun die Welt und ſtill in Gott zu ruhn.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Allein dein Streben iſt nicht fuͤr dein enges Zelt,</l><lb/> <l>Dein Streben iſt zugleich fuͤr Gottes weite Welt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dein heilig Streben ſei, das Sinnliche zum Schoͤnen</l><lb/> <l>Zu laͤutern, um Geſchoͤpf und Schoͤpfung zu verſoͤhnen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Loͤſ' auf den Widerſpruch, gleich' aus den Zahlenbruch,</l><lb/> <l>O Geiſt der Lieb', und wandl' in Segen nun den Fluch.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>In Zukunfts Furchen wird der Ernte Segen ſproſſen,</l><lb/> <l>Und in das Heil der Welt iſt meins miteingeſchloſſen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [314/0324]
71.
Wenn du fuͤr dich allein und deinen Frieden ſorgteſt;
Wozu daß von der Welt du noch die Flitter borgteſt?
Du haͤtteſt andres nun und beſſ'res nicht zu thun
Als abzuthun die Welt und ſtill in Gott zu ruhn.
Allein dein Streben iſt nicht fuͤr dein enges Zelt,
Dein Streben iſt zugleich fuͤr Gottes weite Welt.
Dein heilig Streben ſei, das Sinnliche zum Schoͤnen
Zu laͤutern, um Geſchoͤpf und Schoͤpfung zu verſoͤhnen.
Loͤſ' auf den Widerſpruch, gleich' aus den Zahlenbruch,
O Geiſt der Lieb', und wandl' in Segen nun den Fluch.
In Zukunfts Furchen wird der Ernte Segen ſproſſen,
Und in das Heil der Welt iſt meins miteingeſchloſſen.
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