Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
70.
Das Opferfeuer brennt, das nie erlöschen darf,
Und wir sind's alle, die man drein als Brennstoff warf.
Der eine, Weihrauchduft, hinlodernd, leicht und heiter,
Und andre schwerere, der Kohle Nahrung, Scheiter.
Befeuchtet von dem Gischt des grünen Reisigs zischt
Der Brand, der nicht erlischt, vom Windzug angefrischt.
Die Flamme läuft im Nu von einem andern zu;
Und wenn ich bin zur Ruh', kommst an die Reihe du.
Laßt uns, wie man uns ruft, verlodern in die Luft,
Zum Himmel Opferduft, und Aschen in die Gruft.
Aus todter Asche stammt, was lebend wieder flammt.
Und Gottes Wolkenzelt ist weben Rauches Amt.

Rückert, Lehrgedicht IV. 14
70.
Das Opferfeuer brennt, das nie erloͤſchen darf,
Und wir ſind's alle, die man drein als Brennſtoff warf.
Der eine, Weihrauchduft, hinlodernd, leicht und heiter,
Und andre ſchwerere, der Kohle Nahrung, Scheiter.
Befeuchtet von dem Giſcht des gruͤnen Reiſigs ziſcht
Der Brand, der nicht erliſcht, vom Windzug angefriſcht.
Die Flamme laͤuft im Nu von einem andern zu;
Und wenn ich bin zur Ruh', kommſt an die Reihe du.
Laßt uns, wie man uns ruft, verlodern in die Luft,
Zum Himmel Opferduft, und Aſchen in die Gruft.
Aus todter Aſche ſtammt, was lebend wieder flammt.
Und Gottes Wolkenzelt iſt weben Rauches Amt.

Ruͤckert, Lehrgedicht IV. 14
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0323" n="313"/>
        <div n="2">
          <head>70.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Das Opferfeuer brennt, das nie erlo&#x0364;&#x017F;chen darf,</l><lb/>
              <l>Und wir &#x017F;ind's alle, die man drein als Brenn&#x017F;toff warf.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Der eine, Weihrauchduft, hinlodernd, leicht und heiter,</l><lb/>
              <l>Und andre &#x017F;chwerere, der Kohle Nahrung, Scheiter.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Befeuchtet von dem Gi&#x017F;cht des gru&#x0364;nen Rei&#x017F;igs zi&#x017F;cht</l><lb/>
              <l>Der Brand, der nicht erli&#x017F;cht, vom Windzug angefri&#x017F;cht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Die Flamme la&#x0364;uft im Nu von einem andern zu;</l><lb/>
              <l>Und wenn ich bin zur Ruh', komm&#x017F;t an die Reihe du.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Laßt uns, wie man uns ruft, verlodern in die Luft,</l><lb/>
              <l>Zum Himmel Opferduft, und A&#x017F;chen in die Gruft.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Aus todter A&#x017F;che &#x017F;tammt, was lebend wieder flammt.</l><lb/>
              <l>Und Gottes Wolkenzelt i&#x017F;t weben Rauches Amt.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ru&#x0364;ckert</hi>, Lehrgedicht IV. 14</fw>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[313/0323] 70. Das Opferfeuer brennt, das nie erloͤſchen darf, Und wir ſind's alle, die man drein als Brennſtoff warf. Der eine, Weihrauchduft, hinlodernd, leicht und heiter, Und andre ſchwerere, der Kohle Nahrung, Scheiter. Befeuchtet von dem Giſcht des gruͤnen Reiſigs ziſcht Der Brand, der nicht erliſcht, vom Windzug angefriſcht. Die Flamme laͤuft im Nu von einem andern zu; Und wenn ich bin zur Ruh', kommſt an die Reihe du. Laßt uns, wie man uns ruft, verlodern in die Luft, Zum Himmel Opferduft, und Aſchen in die Gruft. Aus todter Aſche ſtammt, was lebend wieder flammt. Und Gottes Wolkenzelt iſt weben Rauches Amt. Ruͤckert, Lehrgedicht IV. 14

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/323
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/323>, abgerufen am 21.11.2024.