Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.55. Nun hab' ich erst gelernt, daß ich bin Staub und Erden, Da ich, die mich gebar, sah Staub und Erde werden. Da hat das greifliche Gefühl mich erst durchdrungen, Daß ich nichts anders bin, als woraus ich entsprungen. 56. Wie eine lange Nacht die Feldwacht auf dem Posten Ausharret mit Geduld, bis roth es wird im Osten; So vierzehn Tage hab' ich harrend hingebracht, Die alle waren mir nur eine lange Nacht. Nun ist, ich danke Gott, auch diese Nacht vorüber, Doch reicht ihr Schatten weit noch in den Tag herüber. Ach daß gemenget sind, wem sollen wir es klagen, So lange Nächte zu so kurzen Lebenstagen! 55. Nun hab' ich erſt gelernt, daß ich bin Staub und Erden, Da ich, die mich gebar, ſah Staub und Erde werden. Da hat das greifliche Gefuͤhl mich erſt durchdrungen, Daß ich nichts anders bin, als woraus ich entſprungen. 56. Wie eine lange Nacht die Feldwacht auf dem Poſten Ausharret mit Geduld, bis roth es wird im Oſten; So vierzehn Tage hab' ich harrend hingebracht, Die alle waren mir nur eine lange Nacht. Nun iſt, ich danke Gott, auch dieſe Nacht voruͤber, Doch reicht ihr Schatten weit noch in den Tag heruͤber. Ach daß gemenget ſind, wem ſollen wir es klagen, So lange Naͤchte zu ſo kurzen Lebenstagen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0311" n="301"/> <div n="2"> <head>55.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nun hab' ich erſt gelernt, daß ich bin Staub und Erden,</l><lb/> <l>Da ich, die mich gebar, ſah Staub und Erde werden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Da hat das greifliche Gefuͤhl mich erſt durchdrungen,</l><lb/> <l>Daß ich nichts anders bin, als woraus ich entſprungen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>56.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie eine lange Nacht die Feldwacht auf dem Poſten</l><lb/> <l>Ausharret mit Geduld, bis roth es wird im Oſten;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So vierzehn Tage hab' ich harrend hingebracht,</l><lb/> <l>Die alle waren mir nur eine lange Nacht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nun iſt, ich danke Gott, auch dieſe Nacht voruͤber,</l><lb/> <l>Doch reicht ihr Schatten weit noch in den Tag heruͤber.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ach daß gemenget ſind, wem ſollen wir es klagen,</l><lb/> <l>So lange Naͤchte zu ſo kurzen Lebenstagen!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [301/0311]
55.
Nun hab' ich erſt gelernt, daß ich bin Staub und Erden,
Da ich, die mich gebar, ſah Staub und Erde werden.
Da hat das greifliche Gefuͤhl mich erſt durchdrungen,
Daß ich nichts anders bin, als woraus ich entſprungen.
56.
Wie eine lange Nacht die Feldwacht auf dem Poſten
Ausharret mit Geduld, bis roth es wird im Oſten;
So vierzehn Tage hab' ich harrend hingebracht,
Die alle waren mir nur eine lange Nacht.
Nun iſt, ich danke Gott, auch dieſe Nacht voruͤber,
Doch reicht ihr Schatten weit noch in den Tag heruͤber.
Ach daß gemenget ſind, wem ſollen wir es klagen,
So lange Naͤchte zu ſo kurzen Lebenstagen!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |