Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
51.
Wer in dem Winter stirbt, warum sollt' er nicht sterben,
Wo alle Blätter von des Frostes Hauch verderben?
Und wer im Sommer stirbt, wo alle Blumen blühn,
Wie wär' er todt? sein Grab macht Lebenshoffnung grün.
Drum wer im Sommer dir und wer im Winter starb,
Natur hat einen Trost, Heil dem, der ihn erwarb.

52.
Wieder ein Strebender, der hohes wol und vieles
Erstrebte, ging dahin, und unerreichten Zieles;
Und hat, indem er es verfehlt, erreicht das Ziel,
Wie jeder, der mitspielt dies Weltlusttrauerspiel.

51.
Wer in dem Winter ſtirbt, warum ſollt' er nicht ſterben,
Wo alle Blaͤtter von des Froſtes Hauch verderben?
Und wer im Sommer ſtirbt, wo alle Blumen bluͤhn,
Wie waͤr' er todt? ſein Grab macht Lebenshoffnung gruͤn.
Drum wer im Sommer dir und wer im Winter ſtarb,
Natur hat einen Troſt, Heil dem, der ihn erwarb.

52.
Wieder ein Strebender, der hohes wol und vieles
Erſtrebte, ging dahin, und unerreichten Zieles;
Und hat, indem er es verfehlt, erreicht das Ziel,
Wie jeder, der mitſpielt dies Weltluſttrauerſpiel.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0308" n="298"/>
        <div n="2">
          <head>51.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Wer in dem Winter &#x017F;tirbt, warum &#x017F;ollt' er nicht &#x017F;terben,</l><lb/>
              <l>Wo alle Bla&#x0364;tter von des Fro&#x017F;tes Hauch verderben?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Und wer im Sommer &#x017F;tirbt, wo alle Blumen blu&#x0364;hn,</l><lb/>
              <l>Wie wa&#x0364;r' er todt? &#x017F;ein Grab macht Lebenshoffnung gru&#x0364;n.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Drum wer im Sommer dir und wer im Winter &#x017F;tarb,</l><lb/>
              <l>Natur hat einen Tro&#x017F;t, Heil dem, der ihn erwarb.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>52.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Wieder ein Strebender, der hohes wol und vieles</l><lb/>
              <l>Er&#x017F;trebte, ging dahin, und unerreichten Zieles;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Und hat, indem er es verfehlt, erreicht das Ziel,</l><lb/>
              <l>Wie jeder, der mit&#x017F;pielt dies Weltlu&#x017F;ttrauer&#x017F;piel.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0308] 51. Wer in dem Winter ſtirbt, warum ſollt' er nicht ſterben, Wo alle Blaͤtter von des Froſtes Hauch verderben? Und wer im Sommer ſtirbt, wo alle Blumen bluͤhn, Wie waͤr' er todt? ſein Grab macht Lebenshoffnung gruͤn. Drum wer im Sommer dir und wer im Winter ſtarb, Natur hat einen Troſt, Heil dem, der ihn erwarb. 52. Wieder ein Strebender, der hohes wol und vieles Erſtrebte, ging dahin, und unerreichten Zieles; Und hat, indem er es verfehlt, erreicht das Ziel, Wie jeder, der mitſpielt dies Weltluſttrauerſpiel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/308
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/308>, abgerufen am 23.12.2024.