Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Wo Docht zu kurz ist, da erstirbt im Fett der Klumpen; Und wo das Fett ausgeht, verlodert schnell der Stumpen. Die Schwindsucht ist es hier, und dort die Wassersucht, Des Mißverhältnisses mißliche Doppelfrucht. Erfreulich leuchtet da allein des Lebens Licht, Wo Geist und Körper ist im rechten Gleichgewicht. 7. Das Bischen Dichterruhm, die späte Spätherbstaster, Wär' ein unnützes Kraut und unwirksames Pflaster, Wenn eine eigne Kraft nicht selber wohnte bei Der Poesie, zu sein des Herzens Arzenei. In großer Trübsal hab' ich dies Hausmitt'l erprobt, Und wenig kümmert mich, ob es ein Kritler lobt. Wo Docht zu kurz iſt, da erſtirbt im Fett der Klumpen; Und wo das Fett ausgeht, verlodert ſchnell der Stumpen. Die Schwindſucht iſt es hier, und dort die Waſſerſucht, Des Mißverhaͤltniſſes mißliche Doppelfrucht. Erfreulich leuchtet da allein des Lebens Licht, Wo Geiſt und Koͤrper iſt im rechten Gleichgewicht. 7. Das Bischen Dichterruhm, die ſpaͤte Spaͤtherbſtaſter, Waͤr' ein unnuͤtzes Kraut und unwirkſames Pflaſter, Wenn eine eigne Kraft nicht ſelber wohnte bei Der Poeſie, zu ſein des Herzens Arzenei. In großer Truͤbſal hab' ich dies Hausmitt'l erprobt, Und wenig kuͤmmert mich, ob es ein Kritler lobt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0280" n="270"/> <lg n="3"> <l>Wo Docht zu kurz iſt, da erſtirbt im Fett der Klumpen;</l><lb/> <l>Und wo das Fett ausgeht, verlodert ſchnell der Stumpen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die Schwindſucht iſt es hier, und dort die Waſſerſucht,</l><lb/> <l>Des Mißverhaͤltniſſes mißliche Doppelfrucht.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Erfreulich leuchtet da allein des Lebens Licht,</l><lb/> <l>Wo Geiſt und Koͤrper iſt im rechten Gleichgewicht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>7.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Bischen Dichterruhm, die ſpaͤte Spaͤtherbſtaſter,</l><lb/> <l>Waͤr' ein unnuͤtzes Kraut und unwirkſames Pflaſter,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wenn eine eigne Kraft nicht ſelber wohnte bei</l><lb/> <l>Der Poeſie, zu ſein des Herzens Arzenei.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>In großer Truͤbſal hab' ich dies Hausmitt'l erprobt,</l><lb/> <l>Und wenig kuͤmmert mich, ob es ein Kritler lobt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [270/0280]
Wo Docht zu kurz iſt, da erſtirbt im Fett der Klumpen;
Und wo das Fett ausgeht, verlodert ſchnell der Stumpen.
Die Schwindſucht iſt es hier, und dort die Waſſerſucht,
Des Mißverhaͤltniſſes mißliche Doppelfrucht.
Erfreulich leuchtet da allein des Lebens Licht,
Wo Geiſt und Koͤrper iſt im rechten Gleichgewicht.
7.
Das Bischen Dichterruhm, die ſpaͤte Spaͤtherbſtaſter,
Waͤr' ein unnuͤtzes Kraut und unwirkſames Pflaſter,
Wenn eine eigne Kraft nicht ſelber wohnte bei
Der Poeſie, zu ſein des Herzens Arzenei.
In großer Truͤbſal hab' ich dies Hausmitt'l erprobt,
Und wenig kuͤmmert mich, ob es ein Kritler lobt.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/280>, abgerufen am 22.02.2025. |