Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.172. Der Markwart Persiens, als er zum Omar kam, Wie staunt' er, als er nichts von Königspracht vernahm. Von aller Pracht, die scheint den Fürsten zu gebühren, War da beim Fürsten nichts der Gläubigen zu spüren. Er klopft' an Omars Haus. "Grad' ist er ausgegangen." ""Wohin?"" Die Kunde war von Niemand zu erlangen. Die Gassen geht er durch, und fragt, wo Omar sei, Und überall wird ihm gesagt: Er ging vorbei. Hier hat er das gemacht, hier hat er das befohlen; Hier hat er was gebracht, hier kam er was zu holen. Der Perser Markwart denkt in seinem stolzen Muth: Was ist das für ein Fürst, der alles selber thut; Was für ein Fürst, der sich bedienen selber muß, Der ohne Leibwach' aus dem Hause geht zu Fuß; Der überall gehört, und nirgends wird gefunden, Und dessen Spuren so sind unterm Volk geschwunden? -- 172. Der Markwart Perſiens, als er zum Omar kam, Wie ſtaunt' er, als er nichts von Koͤnigspracht vernahm. Von aller Pracht, die ſcheint den Fuͤrſten zu gebuͤhren, War da beim Fuͤrſten nichts der Glaͤubigen zu ſpuͤren. Er klopft' an Omars Haus. „Grad' iſt er ausgegangen.“ „„Wohin?““ Die Kunde war von Niemand zu erlangen. Die Gaſſen geht er durch, und fragt, wo Omar ſei, Und uͤberall wird ihm geſagt: Er ging vorbei. Hier hat er das gemacht, hier hat er das befohlen; Hier hat er was gebracht, hier kam er was zu holen. Der Perſer Markwart denkt in ſeinem ſtolzen Muth: Was iſt das fuͤr ein Fuͤrſt, der alles ſelber thut; Was fuͤr ein Fuͤrſt, der ſich bedienen ſelber muß, Der ohne Leibwach' aus dem Hauſe geht zu Fuß; Der uͤberall gehoͤrt, und nirgends wird gefunden, Und deſſen Spuren ſo ſind unterm Volk geſchwunden? — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0259" n="249"/> <div n="2"> <head>172.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Markwart Perſiens, als er zum Omar kam,</l><lb/> <l>Wie ſtaunt' er, als er nichts von Koͤnigspracht vernahm.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Von aller Pracht, die ſcheint den Fuͤrſten zu gebuͤhren,</l><lb/> <l>War da beim Fuͤrſten nichts der Glaͤubigen zu ſpuͤren.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Er klopft' an Omars Haus. „Grad' iſt er ausgegangen.“</l><lb/> <l>„„Wohin?““ Die Kunde war von Niemand zu erlangen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die Gaſſen geht er durch, und fragt, wo Omar ſei,</l><lb/> <l>Und uͤberall wird ihm geſagt: Er ging vorbei.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Hier hat er das gemacht, hier hat er das befohlen;</l><lb/> <l>Hier hat er was gebracht, hier kam er was zu holen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Der Perſer Markwart denkt in ſeinem ſtolzen Muth:</l><lb/> <l>Was iſt das fuͤr ein Fuͤrſt, der alles ſelber thut;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Was fuͤr ein Fuͤrſt, der ſich bedienen ſelber muß,</l><lb/> <l>Der ohne Leibwach' aus dem Hauſe geht zu Fuß;</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Der uͤberall gehoͤrt, und nirgends wird gefunden,</l><lb/> <l>Und deſſen Spuren ſo ſind unterm Volk geſchwunden? —</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [249/0259]
172.
Der Markwart Perſiens, als er zum Omar kam,
Wie ſtaunt' er, als er nichts von Koͤnigspracht vernahm.
Von aller Pracht, die ſcheint den Fuͤrſten zu gebuͤhren,
War da beim Fuͤrſten nichts der Glaͤubigen zu ſpuͤren.
Er klopft' an Omars Haus. „Grad' iſt er ausgegangen.“
„„Wohin?““ Die Kunde war von Niemand zu erlangen.
Die Gaſſen geht er durch, und fragt, wo Omar ſei,
Und uͤberall wird ihm geſagt: Er ging vorbei.
Hier hat er das gemacht, hier hat er das befohlen;
Hier hat er was gebracht, hier kam er was zu holen.
Der Perſer Markwart denkt in ſeinem ſtolzen Muth:
Was iſt das fuͤr ein Fuͤrſt, der alles ſelber thut;
Was fuͤr ein Fuͤrſt, der ſich bedienen ſelber muß,
Der ohne Leibwach' aus dem Hauſe geht zu Fuß;
Der uͤberall gehoͤrt, und nirgends wird gefunden,
Und deſſen Spuren ſo ſind unterm Volk geſchwunden? —
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