Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.159. Du sagst, und weißt nicht was du sagst: Vielgötterei! Alsob nicht überall ein Gott der Götter sei. Ein Gott, der überall ist schweigend anerkannt, Vorausgesetzt, wennauch mit Namen nicht benannt. Ein Gott, der still geahnt ruht hinter den Tapeten, Aus denen bunt hervor der Götterchor getreten. Wie unabhängig auf der Bühne vorn erscheine Der Chor, vom Hintergrund hervor lenkt ihn der Eine. Befangen sei der Sinn von sinnlichen Gestalten, Doch unbefangen fühlt der Geist des Geistes Walten. Und selbst dem Geiste, der den höchsten Geist nur ehrt, Erscheinen heilige Vermittler wünschenswerth; Ob Göttliches herab ins Menschliche von oben Entstiegen, oder dis zu jenem sich erhoben: Es sei nur Göttliches und Menschliches vermittelt; Nicht darauf kommt es an, wie es nun sei betitelt. 159. Du ſagſt, und weißt nicht was du ſagſt: Vielgoͤtterei! Alsob nicht uͤberall ein Gott der Goͤtter ſei. Ein Gott, der uͤberall iſt ſchweigend anerkannt, Vorausgeſetzt, wennauch mit Namen nicht benannt. Ein Gott, der ſtill geahnt ruht hinter den Tapeten, Aus denen bunt hervor der Goͤtterchor getreten. Wie unabhaͤngig auf der Buͤhne vorn erſcheine Der Chor, vom Hintergrund hervor lenkt ihn der Eine. Befangen ſei der Sinn von ſinnlichen Geſtalten, Doch unbefangen fuͤhlt der Geiſt des Geiſtes Walten. Und ſelbſt dem Geiſte, der den hoͤchſten Geiſt nur ehrt, Erſcheinen heilige Vermittler wuͤnſchenswerth; Ob Goͤttliches herab ins Menſchliche von oben Entſtiegen, oder dis zu jenem ſich erhoben: Es ſei nur Goͤttliches und Menſchliches vermittelt; Nicht darauf kommt es an, wie es nun ſei betitelt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0247" n="237"/> <div n="2"> <head>159.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du ſagſt, und weißt nicht was du ſagſt: Vielgoͤtterei!</l><lb/> <l>Alsob nicht uͤberall ein Gott der Goͤtter ſei.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ein Gott, der uͤberall iſt ſchweigend anerkannt,</l><lb/> <l>Vorausgeſetzt, wennauch mit Namen nicht benannt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ein Gott, der ſtill geahnt ruht hinter den Tapeten,</l><lb/> <l>Aus denen bunt hervor der Goͤtterchor getreten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wie unabhaͤngig auf der Buͤhne vorn erſcheine</l><lb/> <l>Der Chor, vom Hintergrund hervor lenkt ihn der Eine.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Befangen ſei der Sinn von ſinnlichen Geſtalten,</l><lb/> <l>Doch unbefangen fuͤhlt der Geiſt des Geiſtes Walten.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und ſelbſt dem Geiſte, der den hoͤchſten Geiſt nur ehrt,</l><lb/> <l>Erſcheinen heilige Vermittler wuͤnſchenswerth;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Ob Goͤttliches herab ins Menſchliche von oben</l><lb/> <l>Entſtiegen, oder dis zu jenem ſich erhoben:</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Es ſei nur Goͤttliches und Menſchliches vermittelt;</l><lb/> <l>Nicht darauf kommt es an, wie es nun ſei betitelt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [237/0247]
159.
Du ſagſt, und weißt nicht was du ſagſt: Vielgoͤtterei!
Alsob nicht uͤberall ein Gott der Goͤtter ſei.
Ein Gott, der uͤberall iſt ſchweigend anerkannt,
Vorausgeſetzt, wennauch mit Namen nicht benannt.
Ein Gott, der ſtill geahnt ruht hinter den Tapeten,
Aus denen bunt hervor der Goͤtterchor getreten.
Wie unabhaͤngig auf der Buͤhne vorn erſcheine
Der Chor, vom Hintergrund hervor lenkt ihn der Eine.
Befangen ſei der Sinn von ſinnlichen Geſtalten,
Doch unbefangen fuͤhlt der Geiſt des Geiſtes Walten.
Und ſelbſt dem Geiſte, der den hoͤchſten Geiſt nur ehrt,
Erſcheinen heilige Vermittler wuͤnſchenswerth;
Ob Goͤttliches herab ins Menſchliche von oben
Entſtiegen, oder dis zu jenem ſich erhoben:
Es ſei nur Goͤttliches und Menſchliches vermittelt;
Nicht darauf kommt es an, wie es nun ſei betitelt.
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