Du bist, mein Filosof, vollkommen überzeugt, Daß jeder irrgeht, wer von deinem Pfad abbeugt.
Und deine Zuversicht schlägt das mitnichten nieder, Daß jener, was von ihm du glaubst, von dir glaubt wieder.
Ich aber, ungewis, nach welchem Stern ich lenken Mein armes Schifflein soll, muß eins von beiden denken:
Entweder daß ihr beid' irr seid auf eurer Fahrt, Oder jeder von euch Recht hat auf seine Art.
Nun würd' es alle Lust am Wissen gar mir rauben, Glaubt' ich das erste, drum laß mich das andre glauben.
154.
Du biſt, mein Filoſof, vollkommen uͤberzeugt, Daß jeder irrgeht, wer von deinem Pfad abbeugt.
Und deine Zuverſicht ſchlaͤgt das mitnichten nieder, Daß jener, was von ihm du glaubſt, von dir glaubt wieder.
Ich aber, ungewis, nach welchem Stern ich lenken Mein armes Schifflein ſoll, muß eins von beiden denken:
Entweder daß ihr beid' irr ſeid auf eurer Fahrt, Oder jeder von euch Recht hat auf ſeine Art.
Nun wuͤrd' es alle Luſt am Wiſſen gar mir rauben, Glaubt' ich das erſte, drum laß mich das andre glauben.
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154.
Du biſt, mein Filoſof, vollkommen uͤberzeugt,
Daß jeder irrgeht, wer von deinem Pfad abbeugt.
Und deine Zuverſicht ſchlaͤgt das mitnichten nieder,
Daß jener, was von ihm du glaubſt, von dir glaubt wieder.
Ich aber, ungewis, nach welchem Stern ich lenken
Mein armes Schifflein ſoll, muß eins von beiden denken:
Entweder daß ihr beid' irr ſeid auf eurer Fahrt,
Oder jeder von euch Recht hat auf ſeine Art.
Nun wuͤrd' es alle Luſt am Wiſſen gar mir rauben,
Glaubt' ich das erſte, drum laß mich das andre glauben.
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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/244>, abgerufen am 22.02.2025.
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