Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.135. Mit Freuden greifest du nach allen neuen Bildern Der Welt und der Natur, was sie auch mögen schildern, Nicht, um mit Bilderkram dein Zimmer auszuschmücken, Sondern um deinen Sinn mit ihnen auszudrücken. Ob ein Gedanke nun vom Bild sei angeregt, Ob in das Bild ein schon Gedachtes sich gelegt; Laß nur das schöne Spiel der Kunst dich nicht verdrießen, Dein eignes Innres dir in Bildern aufzuschließen! Denn, wie dein Auge selbst sich sieht im Spiegel nur, So dein Gemüt allein im Bilde der Natur. 135. Mit Freuden greifeſt du nach allen neuen Bildern Der Welt und der Natur, was ſie auch moͤgen ſchildern, Nicht, um mit Bilderkram dein Zimmer auszuſchmuͤcken, Sondern um deinen Sinn mit ihnen auszudruͤcken. Ob ein Gedanke nun vom Bild ſei angeregt, Ob in das Bild ein ſchon Gedachtes ſich gelegt; Laß nur das ſchoͤne Spiel der Kunſt dich nicht verdrießen, Dein eignes Innres dir in Bildern aufzuſchließen! Denn, wie dein Auge ſelbſt ſich ſieht im Spiegel nur, So dein Gemuͤt allein im Bilde der Natur. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0233" n="223"/> <div n="2"> <head>135.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Mit Freuden greifeſt du nach allen neuen Bildern</l><lb/> <l>Der Welt und der Natur, was ſie auch moͤgen ſchildern,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nicht, um mit Bilderkram dein Zimmer auszuſchmuͤcken,</l><lb/> <l>Sondern um deinen Sinn mit ihnen auszudruͤcken.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ob ein Gedanke nun vom Bild ſei angeregt,</l><lb/> <l>Ob in das Bild ein ſchon Gedachtes ſich gelegt;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Laß nur das ſchoͤne Spiel der Kunſt dich nicht verdrießen,</l><lb/> <l>Dein eignes Innres dir in Bildern aufzuſchließen!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Denn, wie dein Auge ſelbſt ſich ſieht im Spiegel nur,</l><lb/> <l>So dein Gemuͤt allein im Bilde der Natur.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [223/0233]
135.
Mit Freuden greifeſt du nach allen neuen Bildern
Der Welt und der Natur, was ſie auch moͤgen ſchildern,
Nicht, um mit Bilderkram dein Zimmer auszuſchmuͤcken,
Sondern um deinen Sinn mit ihnen auszudruͤcken.
Ob ein Gedanke nun vom Bild ſei angeregt,
Ob in das Bild ein ſchon Gedachtes ſich gelegt;
Laß nur das ſchoͤne Spiel der Kunſt dich nicht verdrießen,
Dein eignes Innres dir in Bildern aufzuſchließen!
Denn, wie dein Auge ſelbſt ſich ſieht im Spiegel nur,
So dein Gemuͤt allein im Bilde der Natur.
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