Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
123.
Singvögel sind es nicht, die lernen Wörter sprechen,
Es sind die schreienden, die Rede radebrechen,
Der Papagei, dem man vorhängt die Spiegelwand,
Die Elster, wenn man ihr gelöst der Zunge Band.
Doch die mit freier Kunst dichten die freien Strofen
Im dichten freien Wald, sind nicht Schulfilosofen.

124.
Ich weiß wol einiges und weiß es ganz gewis,
Doch Niemand glaubt es mir, es ist ein Aergernis.
Beweisen kann ichs nicht, mir hat sichs nur gewiesen,
Villeicht nach meiner Zeit wird es einmal bewiesen.

123.
Singvoͤgel ſind es nicht, die lernen Woͤrter ſprechen,
Es ſind die ſchreienden, die Rede radebrechen,
Der Papagei, dem man vorhaͤngt die Spiegelwand,
Die Elſter, wenn man ihr geloͤſt der Zunge Band.
Doch die mit freier Kunſt dichten die freien Strofen
Im dichten freien Wald, ſind nicht Schulfiloſofen.

124.
Ich weiß wol einiges und weiß es ganz gewis,
Doch Niemand glaubt es mir, es iſt ein Aergernis.
Beweiſen kann ichs nicht, mir hat ſichs nur gewieſen,
Villeicht nach meiner Zeit wird es einmal bewieſen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0224" n="214"/>
        <div n="2">
          <head>123.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Singvo&#x0364;gel &#x017F;ind es nicht, die lernen Wo&#x0364;rter &#x017F;prechen,</l><lb/>
              <l>Es &#x017F;ind die &#x017F;chreienden, die Rede radebrechen,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Der Papagei, dem man vorha&#x0364;ngt die Spiegelwand,</l><lb/>
              <l>Die El&#x017F;ter, wenn man ihr gelo&#x0364;&#x017F;t der Zunge Band.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Doch die mit freier Kun&#x017F;t dichten die freien Strofen</l><lb/>
              <l>Im dichten freien Wald, &#x017F;ind nicht Schulfilo&#x017F;ofen.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>124.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ich weiß wol einiges und weiß es ganz gewis,</l><lb/>
              <l>Doch Niemand glaubt es mir, es i&#x017F;t ein Aergernis.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Bewei&#x017F;en kann ichs nicht, mir hat &#x017F;ichs nur gewie&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Villeicht nach meiner Zeit wird es einmal bewie&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0224] 123. Singvoͤgel ſind es nicht, die lernen Woͤrter ſprechen, Es ſind die ſchreienden, die Rede radebrechen, Der Papagei, dem man vorhaͤngt die Spiegelwand, Die Elſter, wenn man ihr geloͤſt der Zunge Band. Doch die mit freier Kunſt dichten die freien Strofen Im dichten freien Wald, ſind nicht Schulfiloſofen. 124. Ich weiß wol einiges und weiß es ganz gewis, Doch Niemand glaubt es mir, es iſt ein Aergernis. Beweiſen kann ichs nicht, mir hat ſichs nur gewieſen, Villeicht nach meiner Zeit wird es einmal bewieſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/224
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/224>, abgerufen am 23.12.2024.