Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.120. O fühle dich, du fühlst, du bist von allen Seiten Abhängig, wo du stehn magst, liegen oder schreiten. Vom Stoß der äußern Welt von jeder Seit' abhängig, Der Kraft des Elements zugängig, ja durchgängig. Nicht einmal wie ein Erz dem Wasser undurchdringlich, Nicht einmal wie ein Stein dem Feuer unbezwinglich. Dich trinkt der Hauch der Luft, dich ißt der Wittrung Zahn, Dich wandelt Tag und Nacht, und wandelt deine Bahn. O fühle dich, und sprich, in deiner Engigkeit Wie kommst du zum Gefühl der Unabhängigkeit? Du fühlest, daß ein Hauch dich jenes Odems trägt, Von dem im Gleichgewicht die Schöpfung ist gewägt; Von dem im Gleichgewicht die Schöpfung ist gewägt, So daß nach keiner Seit' um eine Schale schlägt. Wie dich die Wage wägt, wo dich die Schale trägt, Wohin dich Element ins Element verschlägt; 120. O fuͤhle dich, du fuͤhlſt, du biſt von allen Seiten Abhaͤngig, wo du ſtehn magſt, liegen oder ſchreiten. Vom Stoß der aͤußern Welt von jeder Seit' abhaͤngig, Der Kraft des Elements zugaͤngig, ja durchgaͤngig. Nicht einmal wie ein Erz dem Waſſer undurchdringlich, Nicht einmal wie ein Stein dem Feuer unbezwinglich. Dich trinkt der Hauch der Luft, dich ißt der Wittrung Zahn, Dich wandelt Tag und Nacht, und wandelt deine Bahn. O fuͤhle dich, und ſprich, in deiner Engigkeit Wie kommſt du zum Gefuͤhl der Unabhaͤngigkeit? Du fuͤhleſt, daß ein Hauch dich jenes Odems traͤgt, Von dem im Gleichgewicht die Schoͤpfung iſt gewaͤgt; Von dem im Gleichgewicht die Schoͤpfung iſt gewaͤgt, So daß nach keiner Seit' um eine Schale ſchlaͤgt. Wie dich die Wage waͤgt, wo dich die Schale traͤgt, Wohin dich Element ins Element verſchlaͤgt; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0221" n="211"/> <div n="2"> <head>120.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>O fuͤhle dich, du fuͤhlſt, du biſt von allen Seiten</l><lb/> <l>Abhaͤngig, wo du ſtehn magſt, liegen oder ſchreiten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Vom Stoß der aͤußern Welt von jeder Seit' abhaͤngig,</l><lb/> <l>Der Kraft des Elements zugaͤngig, ja durchgaͤngig.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nicht einmal wie ein Erz dem Waſſer undurchdringlich,</l><lb/> <l>Nicht einmal wie ein Stein dem Feuer unbezwinglich.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dich trinkt der Hauch der Luft, dich ißt der Wittrung Zahn,</l><lb/> <l>Dich wandelt Tag und Nacht, und wandelt deine Bahn.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>O fuͤhle dich, und ſprich, in deiner Engigkeit</l><lb/> <l>Wie kommſt du zum Gefuͤhl der Unabhaͤngigkeit?</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Du fuͤhleſt, daß ein Hauch dich jenes Odems traͤgt,</l><lb/> <l>Von dem im Gleichgewicht die Schoͤpfung iſt gewaͤgt;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Von dem im Gleichgewicht die Schoͤpfung iſt gewaͤgt,</l><lb/> <l>So daß nach keiner Seit' um eine Schale ſchlaͤgt.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Wie dich die Wage waͤgt, wo dich die Schale traͤgt,</l><lb/> <l>Wohin dich Element ins Element verſchlaͤgt;</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [211/0221]
120.
O fuͤhle dich, du fuͤhlſt, du biſt von allen Seiten
Abhaͤngig, wo du ſtehn magſt, liegen oder ſchreiten.
Vom Stoß der aͤußern Welt von jeder Seit' abhaͤngig,
Der Kraft des Elements zugaͤngig, ja durchgaͤngig.
Nicht einmal wie ein Erz dem Waſſer undurchdringlich,
Nicht einmal wie ein Stein dem Feuer unbezwinglich.
Dich trinkt der Hauch der Luft, dich ißt der Wittrung Zahn,
Dich wandelt Tag und Nacht, und wandelt deine Bahn.
O fuͤhle dich, und ſprich, in deiner Engigkeit
Wie kommſt du zum Gefuͤhl der Unabhaͤngigkeit?
Du fuͤhleſt, daß ein Hauch dich jenes Odems traͤgt,
Von dem im Gleichgewicht die Schoͤpfung iſt gewaͤgt;
Von dem im Gleichgewicht die Schoͤpfung iſt gewaͤgt,
So daß nach keiner Seit' um eine Schale ſchlaͤgt.
Wie dich die Wage waͤgt, wo dich die Schale traͤgt,
Wohin dich Element ins Element verſchlaͤgt;
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