Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.118. Mensch, rühme dich nicht stolz, daß du ein Gut gewannst, Weil du nicht weißt wiebald du es verlieren kannst. Auch rühme dich nur nicht, daß du ein Wissen hast; Wer's nicht zu brauchen weiß, dem ist es eine Last. Wie leiblicher Besitz kann auch dein geistiger schwinden; Dann, wenn du sonst nichts hast, wirst du dich arm empfinden. Doch wenn du gut bist, das allein wird nie geraubt; Des rühme dich nicht, doch freu dich! das ist erlaubt. 119. Was Menschen Vorsicht heißt, ist schlecht von Menschen denken; Nie woll', o Vorsicht, mir die schlechte Vorsicht schenken! Die Vorsicht blickt herab, du schau zu ihr empor! Vorsichtig ohne sie, bist du ein blöder Thor. 118. Menſch, ruͤhme dich nicht ſtolz, daß du ein Gut gewannſt, Weil du nicht weißt wiebald du es verlieren kannſt. Auch ruͤhme dich nur nicht, daß du ein Wiſſen haſt; Wer's nicht zu brauchen weiß, dem iſt es eine Laſt. Wie leiblicher Beſitz kann auch dein geiſtiger ſchwinden; Dann, wenn du ſonſt nichts haſt, wirſt du dich arm empfinden. Doch wenn du gut biſt, das allein wird nie geraubt; Des ruͤhme dich nicht, doch freu dich! das iſt erlaubt. 119. Was Menſchen Vorſicht heißt, iſt ſchlecht von Menſchen denken; Nie woll', o Vorſicht, mir die ſchlechte Vorſicht ſchenken! Die Vorſicht blickt herab, du ſchau zu ihr empor! Vorſichtig ohne ſie, biſt du ein bloͤder Thor. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0220" n="210"/> <div n="2"> <head>118.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Menſch, ruͤhme dich nicht ſtolz, daß du ein Gut gewannſt,</l><lb/> <l>Weil du nicht weißt wiebald du es verlieren kannſt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Auch ruͤhme dich nur nicht, daß du ein Wiſſen haſt;</l><lb/> <l>Wer's nicht zu brauchen weiß, dem iſt es eine Laſt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie leiblicher Beſitz kann auch dein geiſtiger ſchwinden;</l><lb/> <l>Dann, wenn du ſonſt nichts haſt, wirſt du dich arm empfinden.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch wenn du gut biſt, das allein wird nie geraubt;</l><lb/> <l>Des ruͤhme dich nicht, doch freu dich! das iſt erlaubt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>119.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Was Menſchen Vorſicht heißt, iſt ſchlecht von Menſchen denken;</l><lb/> <l>Nie woll', o Vorſicht, mir die ſchlechte Vorſicht ſchenken!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Vorſicht blickt herab, du ſchau zu ihr empor!</l><lb/> <l>Vorſichtig ohne ſie, biſt du ein bloͤder Thor.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [210/0220]
118.
Menſch, ruͤhme dich nicht ſtolz, daß du ein Gut gewannſt,
Weil du nicht weißt wiebald du es verlieren kannſt.
Auch ruͤhme dich nur nicht, daß du ein Wiſſen haſt;
Wer's nicht zu brauchen weiß, dem iſt es eine Laſt.
Wie leiblicher Beſitz kann auch dein geiſtiger ſchwinden;
Dann, wenn du ſonſt nichts haſt, wirſt du dich arm empfinden.
Doch wenn du gut biſt, das allein wird nie geraubt;
Des ruͤhme dich nicht, doch freu dich! das iſt erlaubt.
119.
Was Menſchen Vorſicht heißt, iſt ſchlecht von Menſchen denken;
Nie woll', o Vorſicht, mir die ſchlechte Vorſicht ſchenken!
Die Vorſicht blickt herab, du ſchau zu ihr empor!
Vorſichtig ohne ſie, biſt du ein bloͤder Thor.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |