Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.103. In Allahs Paradies, wie sein Profet verhieß, Soll sproßen jede Frucht den Gläub'gen zum Ersprieß. Doch in zwiefacher Art ist jede Frucht vorhanden, Die eine, wie sie gern auf Erden hier sie fanden, Die andere, wie sie auf Erden niemal sahn; Mit beiden aber wird es also seyn gethan: Die eine welche sie als langbekannte finden, Läßt einen völlig unbekannten Schmack empfinden; Die andre aber, die sie als ganz neu entdecken, Wird ihnen ganz bekannt, nur etwas besser schmecken. Das heißt: sie werden sich im Alten stets des Neuen Und in dem Neuen dort des Alten ewig freuen. Der Früchte denk' ich gern, so oft es mir behagt, Am liebsten, wenn die Welt dergleichen mir versagt. 103. In Allahs Paradies, wie ſein Profet verhieß, Soll ſproßen jede Frucht den Glaͤub'gen zum Erſprieß. Doch in zwiefacher Art iſt jede Frucht vorhanden, Die eine, wie ſie gern auf Erden hier ſie fanden, Die andere, wie ſie auf Erden niemal ſahn; Mit beiden aber wird es alſo ſeyn gethan: Die eine welche ſie als langbekannte finden, Laͤßt einen voͤllig unbekannten Schmack empfinden; Die andre aber, die ſie als ganz neu entdecken, Wird ihnen ganz bekannt, nur etwas beſſer ſchmecken. Das heißt: ſie werden ſich im Alten ſtets des Neuen Und in dem Neuen dort des Alten ewig freuen. Der Fruͤchte denk' ich gern, ſo oft es mir behagt, Am liebſten, wenn die Welt dergleichen mir verſagt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0209" n="199"/> <div n="2"> <head>103.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In Allahs Paradies, wie ſein Profet verhieß,</l><lb/> <l>Soll ſproßen jede Frucht den Glaͤub'gen zum Erſprieß.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch in zwiefacher Art iſt jede Frucht vorhanden,</l><lb/> <l>Die eine, wie ſie gern auf Erden hier ſie fanden,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die andere, wie ſie auf Erden niemal ſahn;</l><lb/> <l>Mit beiden aber wird es alſo ſeyn gethan:</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die eine welche ſie als langbekannte finden,</l><lb/> <l>Laͤßt einen voͤllig unbekannten Schmack empfinden;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die andre aber, die ſie als ganz neu entdecken,</l><lb/> <l>Wird ihnen ganz bekannt, nur etwas beſſer ſchmecken.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Das heißt: ſie werden ſich im Alten ſtets des Neuen</l><lb/> <l>Und in dem Neuen dort des Alten ewig freuen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Der Fruͤchte denk' ich gern, ſo oft es mir behagt,</l><lb/> <l>Am liebſten, wenn die Welt dergleichen mir verſagt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [199/0209]
103.
In Allahs Paradies, wie ſein Profet verhieß,
Soll ſproßen jede Frucht den Glaͤub'gen zum Erſprieß.
Doch in zwiefacher Art iſt jede Frucht vorhanden,
Die eine, wie ſie gern auf Erden hier ſie fanden,
Die andere, wie ſie auf Erden niemal ſahn;
Mit beiden aber wird es alſo ſeyn gethan:
Die eine welche ſie als langbekannte finden,
Laͤßt einen voͤllig unbekannten Schmack empfinden;
Die andre aber, die ſie als ganz neu entdecken,
Wird ihnen ganz bekannt, nur etwas beſſer ſchmecken.
Das heißt: ſie werden ſich im Alten ſtets des Neuen
Und in dem Neuen dort des Alten ewig freuen.
Der Fruͤchte denk' ich gern, ſo oft es mir behagt,
Am liebſten, wenn die Welt dergleichen mir verſagt.
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