Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.100. Der Mensch soll alles, nur sich selber nicht, aufgeben; Die Menschheit ist das Selbst, das soll im Menschen leben. Aufgeben sollst du nur das Selbst das du nicht bist, Nicht jenes das in dir die Menschheit selber ist. 101. Die Haltung fehlt; was hilfts ob ein Gehalt sich findet, Der, hält er sich nicht fest an Haltung, haltlos schwindet! Der Töne Füll' ist da, doch wenn der eine Ton Nicht wird gehalten, ist der Einklang auch entflohn. Des Tanzes Wirbel rauscht, der Takt wird nicht gehalten, Und nicht zur Anmuth kann das Chaos sich entfalten. Der rechte Weg wird falsch, wenn du nicht hältst die Richte; Und wenn du es nicht hältst, wird das Gesetz zunichte. Behalt und halte dis bei jeglichem Verhalten: Die Haltung hält die Welt, such' Haltung zu erhalten! 100. Der Menſch ſoll alles, nur ſich ſelber nicht, aufgeben; Die Menſchheit iſt das Selbſt, das ſoll im Menſchen leben. Aufgeben ſollſt du nur das Selbſt das du nicht biſt, Nicht jenes das in dir die Menſchheit ſelber iſt. 101. Die Haltung fehlt; was hilfts ob ein Gehalt ſich findet, Der, haͤlt er ſich nicht feſt an Haltung, haltlos ſchwindet! Der Toͤne Fuͤll' iſt da, doch wenn der eine Ton Nicht wird gehalten, iſt der Einklang auch entflohn. Des Tanzes Wirbel rauſcht, der Takt wird nicht gehalten, Und nicht zur Anmuth kann das Chaos ſich entfalten. Der rechte Weg wird falſch, wenn du nicht haͤltſt die Richte; Und wenn du es nicht haͤltſt, wird das Geſetz zunichte. Behalt und halte dis bei jeglichem Verhalten: Die Haltung haͤlt die Welt, ſuch' Haltung zu erhalten! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0207" n="197"/> <div n="2"> <head>100.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Menſch ſoll alles, nur ſich ſelber nicht, aufgeben;</l><lb/> <l>Die Menſchheit iſt das Selbſt, das ſoll im Menſchen leben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Aufgeben ſollſt du nur das Selbſt das du nicht biſt,</l><lb/> <l>Nicht jenes das in dir die Menſchheit ſelber iſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>101.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Haltung fehlt; was hilfts ob ein Gehalt ſich findet,</l><lb/> <l>Der, haͤlt er ſich nicht feſt an Haltung, haltlos ſchwindet!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der Toͤne Fuͤll' iſt da, doch wenn der eine Ton</l><lb/> <l>Nicht wird gehalten, iſt der Einklang auch entflohn.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Des Tanzes Wirbel rauſcht, der Takt wird nicht gehalten,</l><lb/> <l>Und nicht zur Anmuth kann das Chaos ſich entfalten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Der rechte Weg wird falſch, wenn du nicht haͤltſt die Richte;</l><lb/> <l>Und wenn du es nicht haͤltſt, wird das Geſetz zunichte.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Behalt und halte dis bei jeglichem Verhalten:</l><lb/> <l>Die Haltung haͤlt die Welt, ſuch' Haltung zu erhalten!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [197/0207]
100.
Der Menſch ſoll alles, nur ſich ſelber nicht, aufgeben;
Die Menſchheit iſt das Selbſt, das ſoll im Menſchen leben.
Aufgeben ſollſt du nur das Selbſt das du nicht biſt,
Nicht jenes das in dir die Menſchheit ſelber iſt.
101.
Die Haltung fehlt; was hilfts ob ein Gehalt ſich findet,
Der, haͤlt er ſich nicht feſt an Haltung, haltlos ſchwindet!
Der Toͤne Fuͤll' iſt da, doch wenn der eine Ton
Nicht wird gehalten, iſt der Einklang auch entflohn.
Des Tanzes Wirbel rauſcht, der Takt wird nicht gehalten,
Und nicht zur Anmuth kann das Chaos ſich entfalten.
Der rechte Weg wird falſch, wenn du nicht haͤltſt die Richte;
Und wenn du es nicht haͤltſt, wird das Geſetz zunichte.
Behalt und halte dis bei jeglichem Verhalten:
Die Haltung haͤlt die Welt, ſuch' Haltung zu erhalten!
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