Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.92. Der Wahrheit treu zu seyn, die du in dir empfindest, Das ist der Schwur, von dem du nie dich selbst entbindest. Dem Irrthum feind zu seyn, das geht unmittelbar Daraus hervor, und bringt sogleich dich in Gefahr. Denn von dem Irrthum läßt sich diese Welt nicht scheiden; Wer ihn nicht leiden will, dem muß sie selbst verleiden. Die Wahrheit ist der Welt durchaus nicht aufzudringen, Ein Irrthum ist nur durch den andern zu bezwingen. Ein Aeußerstes wird stets ein Aeußerstes verdrängen, Und immer wird das Volk an andern Götzen hängen. Doch ärgern soll sich nicht an diesem Dienst der Götzen, Wer sich im stillen kann an seinem Gott ergötzen. 92. Der Wahrheit treu zu ſeyn, die du in dir empfindeſt, Das iſt der Schwur, von dem du nie dich ſelbſt entbindeſt. Dem Irrthum feind zu ſeyn, das geht unmittelbar Daraus hervor, und bringt ſogleich dich in Gefahr. Denn von dem Irrthum laͤßt ſich dieſe Welt nicht ſcheiden; Wer ihn nicht leiden will, dem muß ſie ſelbſt verleiden. Die Wahrheit iſt der Welt durchaus nicht aufzudringen, Ein Irrthum iſt nur durch den andern zu bezwingen. Ein Aeußerſtes wird ſtets ein Aeußerſtes verdraͤngen, Und immer wird das Volk an andern Goͤtzen haͤngen. Doch aͤrgern ſoll ſich nicht an dieſem Dienſt der Goͤtzen, Wer ſich im ſtillen kann an ſeinem Gott ergoͤtzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0202" n="192"/> <div n="2"> <head>92.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Wahrheit treu zu ſeyn, die du in dir empfindeſt,</l><lb/> <l>Das iſt der Schwur, von dem du nie dich ſelbſt entbindeſt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dem Irrthum feind zu ſeyn, das geht unmittelbar</l><lb/> <l>Daraus hervor, und bringt ſogleich dich in Gefahr.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Denn von dem Irrthum laͤßt ſich dieſe Welt nicht ſcheiden;</l><lb/> <l>Wer ihn nicht leiden will, dem muß ſie ſelbſt verleiden.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die Wahrheit iſt der Welt durchaus nicht aufzudringen,</l><lb/> <l>Ein Irrthum iſt nur durch den andern zu bezwingen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ein Aeußerſtes wird ſtets ein Aeußerſtes verdraͤngen,</l><lb/> <l>Und immer wird das Volk an andern Goͤtzen haͤngen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Doch aͤrgern ſoll ſich nicht an dieſem Dienſt der Goͤtzen,</l><lb/> <l>Wer ſich im ſtillen kann an ſeinem Gott ergoͤtzen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [192/0202]
92.
Der Wahrheit treu zu ſeyn, die du in dir empfindeſt,
Das iſt der Schwur, von dem du nie dich ſelbſt entbindeſt.
Dem Irrthum feind zu ſeyn, das geht unmittelbar
Daraus hervor, und bringt ſogleich dich in Gefahr.
Denn von dem Irrthum laͤßt ſich dieſe Welt nicht ſcheiden;
Wer ihn nicht leiden will, dem muß ſie ſelbſt verleiden.
Die Wahrheit iſt der Welt durchaus nicht aufzudringen,
Ein Irrthum iſt nur durch den andern zu bezwingen.
Ein Aeußerſtes wird ſtets ein Aeußerſtes verdraͤngen,
Und immer wird das Volk an andern Goͤtzen haͤngen.
Doch aͤrgern ſoll ſich nicht an dieſem Dienſt der Goͤtzen,
Wer ſich im ſtillen kann an ſeinem Gott ergoͤtzen.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/202>, abgerufen am 22.02.2025. |