Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.12. Nur ein Gedanken ists, an welchen du gewöhnen Dich mußt, um dein Geschick im Geiste zu versöhnen. Und an wie mangerlei Gedanken hast du dich Nicht schon gewöhnt! man denkt zuletzt in Alles sich. Das Unverhoffteste, wenn es getreten ein, Sieht endlich aus als könnt' es gar nicht anders seyn. Und wenn gleichgültig uns durch die Gewohnheit werden Am Ende Freuden selbst, warum nicht auch Beschwerden? 13. So hilflos zu der Welt wird nie ein Thier geboren Alswie der Mensch, der sich so hoch fühlt auserkoren. Warum? Es hat Natur dadurch uns sagen wollen, Daß wir uns selber und einander helfen sollen. Die Mutter hilft zuerst dem Kind, der Vater dann; Dann hilft es ihnen, und sich selber hilft der Mann. 12. Nur ein Gedanken iſts, an welchen du gewoͤhnen Dich mußt, um dein Geſchick im Geiſte zu verſoͤhnen. Und an wie mangerlei Gedanken haſt du dich Nicht ſchon gewoͤhnt! man denkt zuletzt in Alles ſich. Das Unverhoffteſte, wenn es getreten ein, Sieht endlich aus als koͤnnt' es gar nicht anders ſeyn. Und wenn gleichguͤltig uns durch die Gewohnheit werden Am Ende Freuden ſelbſt, warum nicht auch Beſchwerden? 13. So hilflos zu der Welt wird nie ein Thier geboren Alswie der Menſch, der ſich ſo hoch fuͤhlt auserkoren. Warum? Es hat Natur dadurch uns ſagen wollen, Daß wir uns ſelber und einander helfen ſollen. Die Mutter hilft zuerſt dem Kind, der Vater dann; Dann hilft es ihnen, und ſich ſelber hilft der Mann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0020" n="10"/> <div n="2"> <head>12.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nur ein Gedanken iſts, an welchen du gewoͤhnen</l><lb/> <l>Dich mußt, um dein Geſchick im Geiſte zu verſoͤhnen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und an wie mangerlei Gedanken haſt du dich</l><lb/> <l>Nicht ſchon gewoͤhnt! man denkt zuletzt in Alles ſich.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Das Unverhoffteſte, wenn es getreten ein,</l><lb/> <l>Sieht endlich aus als koͤnnt' es gar nicht anders ſeyn.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und wenn gleichguͤltig uns durch die Gewohnheit werden</l><lb/> <l>Am Ende Freuden ſelbſt, warum nicht auch Beſchwerden?</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>13.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>So hilflos zu der Welt wird nie ein Thier geboren</l><lb/> <l>Alswie der Menſch, der ſich ſo hoch fuͤhlt auserkoren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Warum? Es hat Natur dadurch uns ſagen wollen,</l><lb/> <l>Daß wir uns ſelber und einander helfen ſollen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Mutter hilft zuerſt dem Kind, der Vater dann;</l><lb/> <l>Dann hilft es ihnen, und ſich ſelber hilft der Mann.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [10/0020]
12.
Nur ein Gedanken iſts, an welchen du gewoͤhnen
Dich mußt, um dein Geſchick im Geiſte zu verſoͤhnen.
Und an wie mangerlei Gedanken haſt du dich
Nicht ſchon gewoͤhnt! man denkt zuletzt in Alles ſich.
Das Unverhoffteſte, wenn es getreten ein,
Sieht endlich aus als koͤnnt' es gar nicht anders ſeyn.
Und wenn gleichguͤltig uns durch die Gewohnheit werden
Am Ende Freuden ſelbſt, warum nicht auch Beſchwerden?
13.
So hilflos zu der Welt wird nie ein Thier geboren
Alswie der Menſch, der ſich ſo hoch fuͤhlt auserkoren.
Warum? Es hat Natur dadurch uns ſagen wollen,
Daß wir uns ſelber und einander helfen ſollen.
Die Mutter hilft zuerſt dem Kind, der Vater dann;
Dann hilft es ihnen, und ſich ſelber hilft der Mann.
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