Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.65. Der Frühling grüßt die Erd' und macht die Hoffnung grün, Der Liebe Rührung thaut, und meine Gräber blühn. Das liebste was ich hab', ist Gottes Liebesgabe, Ob ich es nun im Grab', ob ichs im Herzen habe. Das beste was ich bin, wird immer Gottes bleiben, Und nur mein Böses muß ich ganz mir selbst zuschreiben. Versuch es nur und schreib es einem andern an, Du fühlst in dir, dadurch ist dirs nicht ausgethan. Wer nicht das Rechte weiß, gut ists wenn ers nur thut; Doch wenn er recht es weiß, so ist es doppelt gut. Wer Böses weiß und thuts, der thut viel Bösres noch; Doch wer unwissend auch es thut, thut Böses doch. Gott ist was Gutes ist an jedem guten Triebe, Der Glanz am Mond, die Blüt' am Baum, in dir die Liebe. In jedem Geiste, der nicht zagt fürs Licht zu kriegen, Ist sichtbar Gottes Geist zur Welt herabgestiegen. 65. Der Fruͤhling gruͤßt die Erd' und macht die Hoffnung gruͤn, Der Liebe Ruͤhrung thaut, und meine Graͤber bluͤhn. Das liebſte was ich hab', iſt Gottes Liebesgabe, Ob ich es nun im Grab', ob ichs im Herzen habe. Das beſte was ich bin, wird immer Gottes bleiben, Und nur mein Boͤſes muß ich ganz mir ſelbſt zuſchreiben. Verſuch es nur und ſchreib es einem andern an, Du fuͤhlſt in dir, dadurch iſt dirs nicht ausgethan. Wer nicht das Rechte weiß, gut iſts wenn ers nur thut; Doch wenn er recht es weiß, ſo iſt es doppelt gut. Wer Boͤſes weiß und thuts, der thut viel Boͤſres noch; Doch wer unwiſſend auch es thut, thut Boͤſes doch. Gott iſt was Gutes iſt an jedem guten Triebe, Der Glanz am Mond, die Bluͤt' am Baum, in dir die Liebe. In jedem Geiſte, der nicht zagt fuͤrs Licht zu kriegen, Iſt ſichtbar Gottes Geiſt zur Welt herabgeſtiegen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0178" n="168"/> <div n="2"> <head>65.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Fruͤhling gruͤßt die Erd' und macht die Hoffnung gruͤn,</l><lb/> <l>Der Liebe Ruͤhrung thaut, und meine Graͤber bluͤhn.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das liebſte was ich hab', iſt Gottes Liebesgabe,</l><lb/> <l>Ob ich es nun im Grab', ob ichs im Herzen habe.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Das beſte was ich bin, wird immer Gottes bleiben,</l><lb/> <l>Und nur mein Boͤſes muß ich ganz mir ſelbſt zuſchreiben.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Verſuch es nur und ſchreib es einem andern an,</l><lb/> <l>Du fuͤhlſt in dir, dadurch iſt dirs nicht ausgethan.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wer nicht das Rechte weiß, gut iſts wenn ers nur thut;</l><lb/> <l>Doch wenn er recht es weiß, ſo iſt es doppelt gut.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wer Boͤſes weiß und thuts, der thut viel Boͤſres noch;</l><lb/> <l>Doch wer unwiſſend auch es thut, thut Boͤſes doch.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Gott iſt was Gutes iſt an jedem guten Triebe,</l><lb/> <l>Der Glanz am Mond, die Bluͤt' am Baum, in dir die Liebe.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>In jedem Geiſte, der nicht zagt fuͤrs Licht zu kriegen,</l><lb/> <l>Iſt ſichtbar Gottes Geiſt zur Welt herabgeſtiegen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168/0178]
65.
Der Fruͤhling gruͤßt die Erd' und macht die Hoffnung gruͤn,
Der Liebe Ruͤhrung thaut, und meine Graͤber bluͤhn.
Das liebſte was ich hab', iſt Gottes Liebesgabe,
Ob ich es nun im Grab', ob ichs im Herzen habe.
Das beſte was ich bin, wird immer Gottes bleiben,
Und nur mein Boͤſes muß ich ganz mir ſelbſt zuſchreiben.
Verſuch es nur und ſchreib es einem andern an,
Du fuͤhlſt in dir, dadurch iſt dirs nicht ausgethan.
Wer nicht das Rechte weiß, gut iſts wenn ers nur thut;
Doch wenn er recht es weiß, ſo iſt es doppelt gut.
Wer Boͤſes weiß und thuts, der thut viel Boͤſres noch;
Doch wer unwiſſend auch es thut, thut Boͤſes doch.
Gott iſt was Gutes iſt an jedem guten Triebe,
Der Glanz am Mond, die Bluͤt' am Baum, in dir die Liebe.
In jedem Geiſte, der nicht zagt fuͤrs Licht zu kriegen,
Iſt ſichtbar Gottes Geiſt zur Welt herabgeſtiegen.
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