Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
56.
Es nutzt nicht daß du rein und klar wie Wasser seist,
Wenn dich dem Wasser gleich treibt ein unruhiger Geist.
Du must von keinem Sturm auch lassen dich aufwiegeln
Wenn du den Himmel willst in glatter Fläche spiegeln.
Das Wasser hat nicht Kraft dem Sturm zu widerstreben,
Du aber, wenn du willst, kanst ruhig seyn und eben.

57.
Wie sich ein Hausherr freut zu sehn ein Kinderpaar
Des Daseyns froh und froh auch die Gesindeschaar;
Er freut sich, wenn sie treu ihr Tagwerk freudig thun,
Und mehr noch, wenn vergnügt sie vom gethanen ruhn:
Wie müßte sich erst freun ein Fürst, der ebenso,
Im weitern Kreise nur, säh' all die Seinen froh;
56.
Es nutzt nicht daß du rein und klar wie Waſſer ſeiſt,
Wenn dich dem Waſſer gleich treibt ein unruhiger Geiſt.
Du muſt von keinem Sturm auch laſſen dich aufwiegeln
Wenn du den Himmel willſt in glatter Flaͤche ſpiegeln.
Das Waſſer hat nicht Kraft dem Sturm zu widerſtreben,
Du aber, wenn du willſt, kanſt ruhig ſeyn und eben.

57.
Wie ſich ein Hausherr freut zu ſehn ein Kinderpaar
Des Daſeyns froh und froh auch die Geſindeſchaar;
Er freut ſich, wenn ſie treu ihr Tagwerk freudig thun,
Und mehr noch, wenn vergnuͤgt ſie vom gethanen ruhn:
Wie muͤßte ſich erſt freun ein Fuͤrſt, der ebenſo,
Im weitern Kreiſe nur, ſaͤh' all die Seinen froh;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0168" n="158"/>
        <div n="2">
          <head>56.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Es nutzt nicht daß du rein und klar wie Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ei&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Wenn dich dem Wa&#x017F;&#x017F;er gleich treibt ein unruhiger Gei&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Du mu&#x017F;t von keinem Sturm auch la&#x017F;&#x017F;en dich aufwiegeln</l><lb/>
              <l>Wenn du den Himmel will&#x017F;t in glatter Fla&#x0364;che &#x017F;piegeln.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Das Wa&#x017F;&#x017F;er hat nicht Kraft dem Sturm zu wider&#x017F;treben,</l><lb/>
              <l>Du aber, wenn du will&#x017F;t, kan&#x017F;t ruhig &#x017F;eyn und eben.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>57.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Wie &#x017F;ich ein Hausherr freut zu &#x017F;ehn ein Kinderpaar</l><lb/>
              <l>Des Da&#x017F;eyns froh und froh auch die Ge&#x017F;inde&#x017F;chaar;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Er freut &#x017F;ich, wenn &#x017F;ie treu ihr Tagwerk freudig thun,</l><lb/>
              <l>Und mehr noch, wenn vergnu&#x0364;gt &#x017F;ie vom gethanen ruhn:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Wie mu&#x0364;ßte &#x017F;ich er&#x017F;t freun ein Fu&#x0364;r&#x017F;t, der eben&#x017F;o,</l><lb/>
              <l>Im weitern Krei&#x017F;e nur, &#x017F;a&#x0364;h' all die Seinen froh;</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0168] 56. Es nutzt nicht daß du rein und klar wie Waſſer ſeiſt, Wenn dich dem Waſſer gleich treibt ein unruhiger Geiſt. Du muſt von keinem Sturm auch laſſen dich aufwiegeln Wenn du den Himmel willſt in glatter Flaͤche ſpiegeln. Das Waſſer hat nicht Kraft dem Sturm zu widerſtreben, Du aber, wenn du willſt, kanſt ruhig ſeyn und eben. 57. Wie ſich ein Hausherr freut zu ſehn ein Kinderpaar Des Daſeyns froh und froh auch die Geſindeſchaar; Er freut ſich, wenn ſie treu ihr Tagwerk freudig thun, Und mehr noch, wenn vergnuͤgt ſie vom gethanen ruhn: Wie muͤßte ſich erſt freun ein Fuͤrſt, der ebenſo, Im weitern Kreiſe nur, ſaͤh' all die Seinen froh;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/168
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/168>, abgerufen am 21.11.2024.