Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Du kannst den Mittelpunkt der Seele dir nicht rauben, Und mußt dem innern Sinn, wie deinen äußern, glauben. Siehst du dafür dich um nach Zeugnis der Erfahrung, So nennst du, was damit einstimmet, Offenbarung. Nichts wird dir offenbart, wo du nicht offen bist; Und außen siehst du nichts, was dir nicht innen ist. Das Aeußre dient dir nur, dein Innres zu entfalten, Dein Innres, weiter dann das Aeußre zu gestalten. Dann siehst du ausgemalt aus deinem Farbenschatze Dein Jenseit leibhaft als Verklärung oder Fratze. 42. Ob Himmlische das Leid zu deinem Besten senden? Zu deinem Besten sollst du wenigstens es wenden. Zu deinem Besten hast du aber es gewandt, Wenn du es dazu glaubst von Himmlischen gesandt. Du kannſt den Mittelpunkt der Seele dir nicht rauben, Und mußt dem innern Sinn, wie deinen aͤußern, glauben. Siehſt du dafuͤr dich um nach Zeugnis der Erfahrung, So nennſt du, was damit einſtimmet, Offenbarung. Nichts wird dir offenbart, wo du nicht offen biſt; Und außen ſiehſt du nichts, was dir nicht innen iſt. Das Aeußre dient dir nur, dein Innres zu entfalten, Dein Innres, weiter dann das Aeußre zu geſtalten. Dann ſiehſt du ausgemalt aus deinem Farbenſchatze Dein Jenſeit leibhaft als Verklaͤrung oder Fratze. 42. Ob Himmliſche das Leid zu deinem Beſten ſenden? Zu deinem Beſten ſollſt du wenigſtens es wenden. Zu deinem Beſten haſt du aber es gewandt, Wenn du es dazu glaubſt von Himmliſchen geſandt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0156" n="146"/> <lg n="5"> <l>Du kannſt den Mittelpunkt der Seele dir nicht rauben,</l><lb/> <l>Und mußt dem innern Sinn, wie deinen aͤußern, glauben.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Siehſt du dafuͤr dich um nach Zeugnis der Erfahrung,</l><lb/> <l>So nennſt du, was damit einſtimmet, Offenbarung.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Nichts wird dir offenbart, wo du nicht offen biſt;</l><lb/> <l>Und außen ſiehſt du nichts, was dir nicht innen iſt.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Das Aeußre dient dir nur, dein Innres zu entfalten,</l><lb/> <l>Dein Innres, weiter dann das Aeußre zu geſtalten.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Dann ſiehſt du ausgemalt aus deinem Farbenſchatze</l><lb/> <l>Dein Jenſeit leibhaft als Verklaͤrung oder Fratze.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>42.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ob Himmliſche das Leid zu deinem Beſten ſenden?</l><lb/> <l>Zu deinem Beſten ſollſt du wenigſtens es wenden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Zu deinem Beſten haſt du aber es gewandt,</l><lb/> <l>Wenn du es dazu glaubſt von Himmliſchen geſandt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [146/0156]
Du kannſt den Mittelpunkt der Seele dir nicht rauben,
Und mußt dem innern Sinn, wie deinen aͤußern, glauben.
Siehſt du dafuͤr dich um nach Zeugnis der Erfahrung,
So nennſt du, was damit einſtimmet, Offenbarung.
Nichts wird dir offenbart, wo du nicht offen biſt;
Und außen ſiehſt du nichts, was dir nicht innen iſt.
Das Aeußre dient dir nur, dein Innres zu entfalten,
Dein Innres, weiter dann das Aeußre zu geſtalten.
Dann ſiehſt du ausgemalt aus deinem Farbenſchatze
Dein Jenſeit leibhaft als Verklaͤrung oder Fratze.
42.
Ob Himmliſche das Leid zu deinem Beſten ſenden?
Zu deinem Beſten ſollſt du wenigſtens es wenden.
Zu deinem Beſten haſt du aber es gewandt,
Wenn du es dazu glaubſt von Himmliſchen geſandt.
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