Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Du fühlst, das dis Gesetz Gott selber in dir sei; Und daß du ihm gehorchst, das macht von ihm dich frei. Wie ein gelehrig Roß nicht Zügel fühlt noch Sporn; Das widerspenst'ge nur fühlt seines Meisters Zorn. 38. Die Strenge sagt, der Grund des Irrthums sei die Sünde; Die Milde: daß die Sünd' auf Irrthum nur sich gründe. Was nun von beiden auch Stamm oder Wurzel sei; Bet' und arbeite, mach dein Land vom Giftbaum frei! 39. Nun dieses fehlte dir allein, um froh zu werden; Nun hast du es, und bist nicht froher von Geberden. Du siehst, daß dieses nicht das, was dir fehlte, war, Das aber, was dir fehlt, dir nie wird ganz und gar. Du fuͤhlſt, das dis Geſetz Gott ſelber in dir ſei; Und daß du ihm gehorchſt, das macht von ihm dich frei. Wie ein gelehrig Roß nicht Zuͤgel fuͤhlt noch Sporn; Das widerſpenſt'ge nur fuͤhlt ſeines Meiſters Zorn. 38. Die Strenge ſagt, der Grund des Irrthums ſei die Suͤnde; Die Milde: daß die Suͤnd' auf Irrthum nur ſich gruͤnde. Was nun von beiden auch Stamm oder Wurzel ſei; Bet' und arbeite, mach dein Land vom Giftbaum frei! 39. Nun dieſes fehlte dir allein, um froh zu werden; Nun haſt du es, und biſt nicht froher von Geberden. Du ſiehſt, daß dieſes nicht das, was dir fehlte, war, Das aber, was dir fehlt, dir nie wird ganz und gar. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0154" n="144"/> <lg n="4"> <l>Du fuͤhlſt, das dis Geſetz Gott ſelber in dir ſei;</l><lb/> <l>Und daß du ihm gehorchſt, das macht von ihm dich frei.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wie ein gelehrig Roß nicht Zuͤgel fuͤhlt noch Sporn;</l><lb/> <l>Das widerſpenſt'ge nur fuͤhlt ſeines Meiſters Zorn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>38.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Strenge ſagt, der Grund des Irrthums ſei die Suͤnde;</l><lb/> <l>Die Milde: daß die Suͤnd' auf Irrthum nur ſich gruͤnde.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Was nun von beiden auch Stamm oder Wurzel ſei;</l><lb/> <l>Bet' und arbeite, mach dein Land vom Giftbaum frei!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>39.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nun dieſes fehlte dir allein, um froh zu werden;</l><lb/> <l>Nun haſt du es, und biſt nicht froher von Geberden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du ſiehſt, daß dieſes nicht das, was dir fehlte, war,</l><lb/> <l>Das aber, was dir fehlt, dir nie wird ganz und gar.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [144/0154]
Du fuͤhlſt, das dis Geſetz Gott ſelber in dir ſei;
Und daß du ihm gehorchſt, das macht von ihm dich frei.
Wie ein gelehrig Roß nicht Zuͤgel fuͤhlt noch Sporn;
Das widerſpenſt'ge nur fuͤhlt ſeines Meiſters Zorn.
38.
Die Strenge ſagt, der Grund des Irrthums ſei die Suͤnde;
Die Milde: daß die Suͤnd' auf Irrthum nur ſich gruͤnde.
Was nun von beiden auch Stamm oder Wurzel ſei;
Bet' und arbeite, mach dein Land vom Giftbaum frei!
39.
Nun dieſes fehlte dir allein, um froh zu werden;
Nun haſt du es, und biſt nicht froher von Geberden.
Du ſiehſt, daß dieſes nicht das, was dir fehlte, war,
Das aber, was dir fehlt, dir nie wird ganz und gar.
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