Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.20. Ihr Fürsten, die ihr euch der Erde Götter nennt, Was seid ihr, wenn ihr nicht der Menschheit Würd' erkennt? Ein blindes Ohngefähr, gleich rauher Stürme Wüthen. Weh den in eure Hand gegebnen zarten Blüten! 21. Die Hölle Dante's hat mich weiland sehr empört, Und nun gefällt mir die Mohammed's, unerhört! Ist minder gräßlich ein Gebilde die als jene? Nein, aber weiter ist hinaus gelegt die Scene. Gewaltig heizt er sie, doch macht sie mir nicht heiß, Weil ich sie nicht bestimmt für meinesgleichen weiß. Zwar hat er grade für Ungläubige sie bestimmt, Doch muß ein Gläubiger schon seyn, wer sie annimmt. 20. Ihr Fuͤrſten, die ihr euch der Erde Goͤtter nennt, Was ſeid ihr, wenn ihr nicht der Menſchheit Wuͤrd' erkennt? Ein blindes Ohngefaͤhr, gleich rauher Stuͤrme Wuͤthen. Weh den in eure Hand gegebnen zarten Bluͤten! 21. Die Hoͤlle Dante's hat mich weiland ſehr empoͤrt, Und nun gefaͤllt mir die Mohammed's, unerhoͤrt! Iſt minder graͤßlich ein Gebilde die als jene? Nein, aber weiter iſt hinaus gelegt die Scene. Gewaltig heizt er ſie, doch macht ſie mir nicht heiß, Weil ich ſie nicht beſtimmt fuͤr meinesgleichen weiß. Zwar hat er grade fuͤr Unglaͤubige ſie beſtimmt, Doch muß ein Glaͤubiger ſchon ſeyn, wer ſie annimmt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0137" n="127"/> <div n="2"> <head>20.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ihr Fuͤrſten, die ihr euch der Erde Goͤtter nennt,</l><lb/> <l>Was ſeid ihr, wenn ihr nicht der Menſchheit Wuͤrd' erkennt?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ein blindes Ohngefaͤhr, gleich rauher Stuͤrme Wuͤthen.</l><lb/> <l>Weh den in eure Hand gegebnen zarten Bluͤten!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>21.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Hoͤlle Dante's hat mich weiland ſehr empoͤrt,</l><lb/> <l>Und nun gefaͤllt mir die Mohammed's, unerhoͤrt!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Iſt minder graͤßlich ein Gebilde die als jene?</l><lb/> <l>Nein, aber weiter iſt hinaus gelegt die Scene.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Gewaltig heizt er ſie, doch macht ſie mir nicht heiß,</l><lb/> <l>Weil ich ſie nicht beſtimmt fuͤr meinesgleichen weiß.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Zwar hat er grade fuͤr Unglaͤubige ſie beſtimmt,</l><lb/> <l>Doch muß ein Glaͤubiger ſchon ſeyn, wer ſie annimmt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [127/0137]
20.
Ihr Fuͤrſten, die ihr euch der Erde Goͤtter nennt,
Was ſeid ihr, wenn ihr nicht der Menſchheit Wuͤrd' erkennt?
Ein blindes Ohngefaͤhr, gleich rauher Stuͤrme Wuͤthen.
Weh den in eure Hand gegebnen zarten Bluͤten!
21.
Die Hoͤlle Dante's hat mich weiland ſehr empoͤrt,
Und nun gefaͤllt mir die Mohammed's, unerhoͤrt!
Iſt minder graͤßlich ein Gebilde die als jene?
Nein, aber weiter iſt hinaus gelegt die Scene.
Gewaltig heizt er ſie, doch macht ſie mir nicht heiß,
Weil ich ſie nicht beſtimmt fuͤr meinesgleichen weiß.
Zwar hat er grade fuͤr Unglaͤubige ſie beſtimmt,
Doch muß ein Glaͤubiger ſchon ſeyn, wer ſie annimmt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |