Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.16. In Mekka, floh er nicht, sie hätten ihn gesteinigt; Bald in Medina war die Schaar um ihn vereinigt: Bewiesen hat so gut wie der von Nazaret Mit seinem Beispiel der arabische Profet: Daß der Profet nicht gilt in seiner Vaterstadt, Noch der Poet in der, die ihn geboren hat. 17. Des Landes Grenz' ist nicht geschickt ein Fluß zu bilden, Der immer abnimmt hier, dort zusetzt den Gefilden. Es könnte seyn zuletzt dem einen Volk genommen Das ganze Land, und ganz dem andern angeschwommen. Doch wenn dasselbe Volk an beiden Ufern wohnt, Trifft es kein Schaden hier, der dort nicht ist belohnt. Wie wenn in einem Haus der Haushalt wird gerückt; Hier wird ein Eckchen leer, ein andres dort geschmückt. 16. In Mekka, floh er nicht, ſie haͤtten ihn geſteinigt; Bald in Medina war die Schaar um ihn vereinigt: Bewieſen hat ſo gut wie der von Nazaret Mit ſeinem Beiſpiel der arabiſche Profet: Daß der Profet nicht gilt in ſeiner Vaterſtadt, Noch der Poet in der, die ihn geboren hat. 17. Des Landes Grenz' iſt nicht geſchickt ein Fluß zu bilden, Der immer abnimmt hier, dort zuſetzt den Gefilden. Es koͤnnte ſeyn zuletzt dem einen Volk genommen Das ganze Land, und ganz dem andern angeſchwommen. Doch wenn daſſelbe Volk an beiden Ufern wohnt, Trifft es kein Schaden hier, der dort nicht iſt belohnt. Wie wenn in einem Haus der Haushalt wird geruͤckt; Hier wird ein Eckchen leer, ein andres dort geſchmuͤckt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="124" facs="#f0134"/> <div n="2"> <head>16.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In Mekka, floh er nicht, ſie haͤtten ihn geſteinigt;</l><lb/> <l>Bald in Medina war die Schaar um ihn vereinigt:</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Bewieſen hat ſo gut wie der von Nazaret</l><lb/> <l>Mit ſeinem Beiſpiel der arabiſche Profet:</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Daß der Profet nicht gilt in ſeiner Vaterſtadt,</l><lb/> <l>Noch der Poet in der, die ihn geboren hat.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="2"> <head>17.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Des Landes Grenz' iſt nicht geſchickt ein Fluß zu bilden,</l><lb/> <l>Der immer abnimmt hier, dort zuſetzt den Gefilden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es koͤnnte ſeyn zuletzt dem einen Volk genommen</l><lb/> <l>Das ganze Land, und ganz dem andern angeſchwommen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch wenn daſſelbe Volk an beiden Ufern wohnt,</l><lb/> <l>Trifft es kein Schaden hier, der dort nicht iſt belohnt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wie wenn in einem Haus der Haushalt wird geruͤckt;</l><lb/> <l>Hier wird ein Eckchen leer, ein andres dort geſchmuͤckt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </body> </text> </TEI> [124/0134]
16.
In Mekka, floh er nicht, ſie haͤtten ihn geſteinigt;
Bald in Medina war die Schaar um ihn vereinigt:
Bewieſen hat ſo gut wie der von Nazaret
Mit ſeinem Beiſpiel der arabiſche Profet:
Daß der Profet nicht gilt in ſeiner Vaterſtadt,
Noch der Poet in der, die ihn geboren hat.
17.
Des Landes Grenz' iſt nicht geſchickt ein Fluß zu bilden,
Der immer abnimmt hier, dort zuſetzt den Gefilden.
Es koͤnnte ſeyn zuletzt dem einen Volk genommen
Das ganze Land, und ganz dem andern angeſchwommen.
Doch wenn daſſelbe Volk an beiden Ufern wohnt,
Trifft es kein Schaden hier, der dort nicht iſt belohnt.
Wie wenn in einem Haus der Haushalt wird geruͤckt;
Hier wird ein Eckchen leer, ein andres dort geſchmuͤckt.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/134>, abgerufen am 03.03.2025. |