Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.146. Wenn du von Seel' und Leib dich fühlst im Gleichgewicht, Und um dich siehst die Welt im reinen Sonnenlicht; Dann hörst du einen Ruf, der aus dem Innern tönt: Der Zwiespalt von Natur und Geist ist ausgesöhnt. Doch nur ein Augenblick! er ist nicht fest zu halten. O halt ihn fest, und lern' ihn ewig zu entfalten! Bald hat die Sonnenruh der Schöpfung aufgehört, Und in dir selber fühlst du wieder dich verstört. Du aber halt es fest: im Himmel und auf Erden, Und in dir selber soll einst ew'ger Sonnschein werden. 146. Wenn du von Seel' und Leib dich fuͤhlſt im Gleichgewicht, Und um dich ſiehſt die Welt im reinen Sonnenlicht; Dann hoͤrſt du einen Ruf, der aus dem Innern toͤnt: Der Zwieſpalt von Natur und Geiſt iſt ausgeſoͤhnt. Doch nur ein Augenblick! er iſt nicht feſt zu halten. O halt ihn feſt, und lern' ihn ewig zu entfalten! Bald hat die Sonnenruh der Schoͤpfung aufgehoͤrt, Und in dir ſelber fuͤhlſt du wieder dich verſtoͤrt. Du aber halt es feſt: im Himmel und auf Erden, Und in dir ſelber ſoll einſt ew'ger Sonnſchein werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0116" n="106"/> <div n="2"> <head>146.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn du von Seel' und Leib dich fuͤhlſt im Gleichgewicht,</l><lb/> <l>Und um dich ſiehſt die Welt im reinen Sonnenlicht;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dann hoͤrſt du einen Ruf, der aus dem Innern toͤnt:</l><lb/> <l>Der Zwieſpalt von Natur und Geiſt iſt ausgeſoͤhnt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch nur ein Augenblick! er iſt nicht feſt zu halten.</l><lb/> <l>O halt ihn feſt, und lern' ihn ewig zu entfalten!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Bald hat die Sonnenruh der Schoͤpfung aufgehoͤrt,</l><lb/> <l>Und in dir ſelber fuͤhlſt du wieder dich verſtoͤrt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Du aber halt es feſt: im Himmel und auf Erden,</l><lb/> <l>Und in dir ſelber ſoll einſt ew'ger Sonnſchein werden.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [106/0116]
146.
Wenn du von Seel' und Leib dich fuͤhlſt im Gleichgewicht,
Und um dich ſiehſt die Welt im reinen Sonnenlicht;
Dann hoͤrſt du einen Ruf, der aus dem Innern toͤnt:
Der Zwieſpalt von Natur und Geiſt iſt ausgeſoͤhnt.
Doch nur ein Augenblick! er iſt nicht feſt zu halten.
O halt ihn feſt, und lern' ihn ewig zu entfalten!
Bald hat die Sonnenruh der Schoͤpfung aufgehoͤrt,
Und in dir ſelber fuͤhlſt du wieder dich verſtoͤrt.
Du aber halt es feſt: im Himmel und auf Erden,
Und in dir ſelber ſoll einſt ew'ger Sonnſchein werden.
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