Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.97. Von allen Thieren ist ein Nutzen anzugeben, Auch außer jenem Zweck, dem höchsten, daß sie leben. Denn wenn an einigen kein andrer Nutz erschienen, Die werden wenigstens zur Nahrung andern dienen. Und andere, die ganz und gar sonst schädlich wären, Nützen indem sie sich von schädlichen ernähren. Nun könnten sagen zwar die thörichten Vermessnen, Entbehrlich seien samt den Fressern die Gefressnen. Doch höchste Weisheit wollt' auch denen Leben gönnen, Die für nur oder durch den Tod nur leben können. 98. Steh früh auf! früh auf steht die Sonn' am Sommertag, Daher ihr klarer Blick die Welt verklären mag. Am Wintermorgen steht sie spät auf, und verdrossen Bleibt ihr den ganzen Tag das Haupt von Dampf umflossen. 97. Von allen Thieren iſt ein Nutzen anzugeben, Auch außer jenem Zweck, dem hoͤchſten, daß ſie leben. Denn wenn an einigen kein andrer Nutz erſchienen, Die werden wenigſtens zur Nahrung andern dienen. Und andere, die ganz und gar ſonſt ſchaͤdlich waͤren, Nuͤtzen indem ſie ſich von ſchaͤdlichen ernaͤhren. Nun koͤnnten ſagen zwar die thoͤrichten Vermeſſnen, Entbehrlich ſeien ſamt den Freſſern die Gefreſſnen. Doch hoͤchſte Weisheit wollt' auch denen Leben goͤnnen, Die fuͤr nur oder durch den Tod nur leben koͤnnen. 98. Steh fruͤh auf! fruͤh auf ſteht die Sonn' am Sommertag, Daher ihr klarer Blick die Welt verklaͤren mag. Am Wintermorgen ſteht ſie ſpaͤt auf, und verdroſſen Bleibt ihr den ganzen Tag das Haupt von Dampf umfloſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0097" n="87"/> <div n="2"> <head>97.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Von allen Thieren iſt ein Nutzen anzugeben,</l><lb/> <l>Auch außer jenem Zweck, dem hoͤchſten, daß ſie leben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Denn wenn an einigen kein andrer Nutz erſchienen,</l><lb/> <l>Die werden wenigſtens zur Nahrung andern dienen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und andere, die ganz und gar ſonſt ſchaͤdlich waͤren,</l><lb/> <l>Nuͤtzen indem ſie ſich von ſchaͤdlichen ernaͤhren.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nun koͤnnten ſagen zwar die thoͤrichten Vermeſſnen,</l><lb/> <l>Entbehrlich ſeien ſamt den Freſſern die Gefreſſnen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Doch hoͤchſte Weisheit wollt' auch denen Leben goͤnnen,</l><lb/> <l>Die fuͤr nur oder durch den Tod nur leben koͤnnen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>98.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Steh fruͤh auf! fruͤh auf ſteht die Sonn' am Sommertag,</l><lb/> <l>Daher ihr klarer Blick die Welt verklaͤren mag.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Am Wintermorgen ſteht ſie ſpaͤt auf, und verdroſſen</l><lb/> <l>Bleibt ihr den ganzen Tag das Haupt von Dampf umfloſſen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [87/0097]
97.
Von allen Thieren iſt ein Nutzen anzugeben,
Auch außer jenem Zweck, dem hoͤchſten, daß ſie leben.
Denn wenn an einigen kein andrer Nutz erſchienen,
Die werden wenigſtens zur Nahrung andern dienen.
Und andere, die ganz und gar ſonſt ſchaͤdlich waͤren,
Nuͤtzen indem ſie ſich von ſchaͤdlichen ernaͤhren.
Nun koͤnnten ſagen zwar die thoͤrichten Vermeſſnen,
Entbehrlich ſeien ſamt den Freſſern die Gefreſſnen.
Doch hoͤchſte Weisheit wollt' auch denen Leben goͤnnen,
Die fuͤr nur oder durch den Tod nur leben koͤnnen.
98.
Steh fruͤh auf! fruͤh auf ſteht die Sonn' am Sommertag,
Daher ihr klarer Blick die Welt verklaͤren mag.
Am Wintermorgen ſteht ſie ſpaͤt auf, und verdroſſen
Bleibt ihr den ganzen Tag das Haupt von Dampf umfloſſen.
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