Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
80.
Die Menschen wollen doch von Werken der Natur,
Was ihnen Nutzen bringt, am meisten rühmen nur;
Entweder was sie selbst zu füttern dient, zu kleiden,
Doch oder wenigstens ihr zahmes Vieh zu weiden.
Schrieb' auch ein Vogel nun einmal Naturgeschichte;
Wie, meint ihr, lauteten vom Menschen die Berichte?
Daß unter allem, was zu Vogelschirm und Schutze
Geschaffen Gott, der Mensch sei vom geringsten Nutze;
Ja recht zum Ungemach, Verderben und Entsetzen,
Mit Ränken tausendfach, Nachstellungen und Netzen.
Und nichts sei gut an ihm, als daß mit seltnem Triebe
Er Bäume pflanze, zwar dem Vogel nicht zu Liebe,
Von denen doch alsdann ein Vogel dann und wann,
Wenn ihn der Mensch nicht scheucht, die Früchte picken kann.

80.
Die Menſchen wollen doch von Werken der Natur,
Was ihnen Nutzen bringt, am meiſten ruͤhmen nur;
Entweder was ſie ſelbſt zu fuͤttern dient, zu kleiden,
Doch oder wenigſtens ihr zahmes Vieh zu weiden.
Schrieb' auch ein Vogel nun einmal Naturgeſchichte;
Wie, meint ihr, lauteten vom Menſchen die Berichte?
Daß unter allem, was zu Vogelſchirm und Schutze
Geſchaffen Gott, der Menſch ſei vom geringſten Nutze;
Ja recht zum Ungemach, Verderben und Entſetzen,
Mit Raͤnken tauſendfach, Nachſtellungen und Netzen.
Und nichts ſei gut an ihm, als daß mit ſeltnem Triebe
Er Baͤume pflanze, zwar dem Vogel nicht zu Liebe,
Von denen doch alsdann ein Vogel dann und wann,
Wenn ihn der Menſch nicht ſcheucht, die Fruͤchte picken kann.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0081" n="71"/>
        <div n="2">
          <head>80.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Die Men&#x017F;chen wollen doch von Werken der Natur,</l><lb/>
              <l>Was ihnen Nutzen bringt, am mei&#x017F;ten ru&#x0364;hmen nur;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Entweder was &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t zu fu&#x0364;ttern dient, zu kleiden,</l><lb/>
              <l>Doch oder wenig&#x017F;tens ihr zahmes Vieh zu weiden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Schrieb' auch ein Vogel nun einmal Naturge&#x017F;chichte;</l><lb/>
              <l>Wie, meint ihr, lauteten vom Men&#x017F;chen die Berichte?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Daß unter allem, was zu Vogel&#x017F;chirm und Schutze</l><lb/>
              <l>Ge&#x017F;chaffen Gott, der Men&#x017F;ch &#x017F;ei vom gering&#x017F;ten Nutze;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Ja recht zum Ungemach, Verderben und Ent&#x017F;etzen,</l><lb/>
              <l>Mit Ra&#x0364;nken tau&#x017F;endfach, Nach&#x017F;tellungen und Netzen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Und nichts &#x017F;ei gut an ihm, als daß mit &#x017F;eltnem Triebe</l><lb/>
              <l>Er Ba&#x0364;ume pflanze, zwar dem Vogel nicht zu Liebe,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Von denen doch alsdann ein Vogel dann und wann,</l><lb/>
              <l>Wenn ihn der Men&#x017F;ch nicht &#x017F;cheucht, die Fru&#x0364;chte picken kann.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0081] 80. Die Menſchen wollen doch von Werken der Natur, Was ihnen Nutzen bringt, am meiſten ruͤhmen nur; Entweder was ſie ſelbſt zu fuͤttern dient, zu kleiden, Doch oder wenigſtens ihr zahmes Vieh zu weiden. Schrieb' auch ein Vogel nun einmal Naturgeſchichte; Wie, meint ihr, lauteten vom Menſchen die Berichte? Daß unter allem, was zu Vogelſchirm und Schutze Geſchaffen Gott, der Menſch ſei vom geringſten Nutze; Ja recht zum Ungemach, Verderben und Entſetzen, Mit Raͤnken tauſendfach, Nachſtellungen und Netzen. Und nichts ſei gut an ihm, als daß mit ſeltnem Triebe Er Baͤume pflanze, zwar dem Vogel nicht zu Liebe, Von denen doch alsdann ein Vogel dann und wann, Wenn ihn der Menſch nicht ſcheucht, die Fruͤchte picken kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/81
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/81>, abgerufen am 21.11.2024.