Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.80. Die Menschen wollen doch von Werken der Natur, Was ihnen Nutzen bringt, am meisten rühmen nur; Entweder was sie selbst zu füttern dient, zu kleiden, Doch oder wenigstens ihr zahmes Vieh zu weiden. Schrieb' auch ein Vogel nun einmal Naturgeschichte; Wie, meint ihr, lauteten vom Menschen die Berichte? Daß unter allem, was zu Vogelschirm und Schutze Geschaffen Gott, der Mensch sei vom geringsten Nutze; Ja recht zum Ungemach, Verderben und Entsetzen, Mit Ränken tausendfach, Nachstellungen und Netzen. Und nichts sei gut an ihm, als daß mit seltnem Triebe Er Bäume pflanze, zwar dem Vogel nicht zu Liebe, Von denen doch alsdann ein Vogel dann und wann, Wenn ihn der Mensch nicht scheucht, die Früchte picken kann. 80. Die Menſchen wollen doch von Werken der Natur, Was ihnen Nutzen bringt, am meiſten ruͤhmen nur; Entweder was ſie ſelbſt zu fuͤttern dient, zu kleiden, Doch oder wenigſtens ihr zahmes Vieh zu weiden. Schrieb' auch ein Vogel nun einmal Naturgeſchichte; Wie, meint ihr, lauteten vom Menſchen die Berichte? Daß unter allem, was zu Vogelſchirm und Schutze Geſchaffen Gott, der Menſch ſei vom geringſten Nutze; Ja recht zum Ungemach, Verderben und Entſetzen, Mit Raͤnken tauſendfach, Nachſtellungen und Netzen. Und nichts ſei gut an ihm, als daß mit ſeltnem Triebe Er Baͤume pflanze, zwar dem Vogel nicht zu Liebe, Von denen doch alsdann ein Vogel dann und wann, Wenn ihn der Menſch nicht ſcheucht, die Fruͤchte picken kann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0081" n="71"/> <div n="2"> <head>80.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Menſchen wollen doch von Werken der Natur,</l><lb/> <l>Was ihnen Nutzen bringt, am meiſten ruͤhmen nur;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Entweder was ſie ſelbſt zu fuͤttern dient, zu kleiden,</l><lb/> <l>Doch oder wenigſtens ihr zahmes Vieh zu weiden.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Schrieb' auch ein Vogel nun einmal Naturgeſchichte;</l><lb/> <l>Wie, meint ihr, lauteten vom Menſchen die Berichte?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Daß unter allem, was zu Vogelſchirm und Schutze</l><lb/> <l>Geſchaffen Gott, der Menſch ſei vom geringſten Nutze;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ja recht zum Ungemach, Verderben und Entſetzen,</l><lb/> <l>Mit Raͤnken tauſendfach, Nachſtellungen und Netzen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und nichts ſei gut an ihm, als daß mit ſeltnem Triebe</l><lb/> <l>Er Baͤume pflanze, zwar dem Vogel nicht zu Liebe,</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Von denen doch alsdann ein Vogel dann und wann,</l><lb/> <l>Wenn ihn der Menſch nicht ſcheucht, die Fruͤchte picken kann.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [71/0081]
80.
Die Menſchen wollen doch von Werken der Natur,
Was ihnen Nutzen bringt, am meiſten ruͤhmen nur;
Entweder was ſie ſelbſt zu fuͤttern dient, zu kleiden,
Doch oder wenigſtens ihr zahmes Vieh zu weiden.
Schrieb' auch ein Vogel nun einmal Naturgeſchichte;
Wie, meint ihr, lauteten vom Menſchen die Berichte?
Daß unter allem, was zu Vogelſchirm und Schutze
Geſchaffen Gott, der Menſch ſei vom geringſten Nutze;
Ja recht zum Ungemach, Verderben und Entſetzen,
Mit Raͤnken tauſendfach, Nachſtellungen und Netzen.
Und nichts ſei gut an ihm, als daß mit ſeltnem Triebe
Er Baͤume pflanze, zwar dem Vogel nicht zu Liebe,
Von denen doch alsdann ein Vogel dann und wann,
Wenn ihn der Menſch nicht ſcheucht, die Fruͤchte picken kann.
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