Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.65. Sieh diese Muschel, Kind, gewunden, glänzendroth, Und sag' ob Menschenkunst je baute solch ein Boot! Als noch der Steuermann darin, der Nautil, lebte; Wie sicher und gewandt durchs Meer der Nachen schwebte! Schiffkuttel hieß er auch, und nie hat Schiff und Kutter Es ihm wol gleich gethan, wenn er schwamm aus auf Futter. Man sagt, es hat von ihm der Mensch gelernt das Schiffen, Doch hat er von der Kunst nur einen Theil begriffen, Und braucht dazu viel mehr Gezeug, Geräth, Gerüst, Als unser Nautil, der sich selber Alles ist. Wenn eben war die Flut, und es ihm dünkte gut Zu schiffen, rüstet' er sein Schifflein wohlgemut. Von seinen Aermen, den in großer Zahl verliehnen, Streckt' er ein Paar empor, zu Masten ihm zu dienen. 65. Sieh dieſe Muſchel, Kind, gewunden, glaͤnzendroth, Und ſag' ob Menſchenkunſt je baute ſolch ein Boot! Als noch der Steuermann darin, der Nautil, lebte; Wie ſicher und gewandt durchs Meer der Nachen ſchwebte! Schiffkuttel hieß er auch, und nie hat Schiff und Kutter Es ihm wol gleich gethan, wenn er ſchwamm aus auf Futter. Man ſagt, es hat von ihm der Menſch gelernt das Schiffen, Doch hat er von der Kunſt nur einen Theil begriffen, Und braucht dazu viel mehr Gezeug, Geraͤth, Geruͤſt, Als unſer Nautil, der ſich ſelber Alles iſt. Wenn eben war die Flut, und es ihm duͤnkte gut Zu ſchiffen, ruͤſtet' er ſein Schifflein wohlgemut. Von ſeinen Aermen, den in großer Zahl verliehnen, Streckt' er ein Paar empor, zu Maſten ihm zu dienen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0065" n="55"/> <div n="2"> <head>65.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sieh dieſe Muſchel, Kind, gewunden, glaͤnzendroth,</l><lb/> <l>Und ſag' ob Menſchenkunſt je baute ſolch ein Boot!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Als noch der Steuermann darin, der Nautil, lebte;</l><lb/> <l>Wie ſicher und gewandt durchs Meer der Nachen ſchwebte!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Schiffkuttel hieß er auch, und nie hat Schiff und Kutter</l><lb/> <l>Es ihm wol gleich gethan, wenn er ſchwamm aus auf Futter.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Man ſagt, es hat von ihm der Menſch gelernt das Schiffen,</l><lb/> <l>Doch hat er von der Kunſt nur einen Theil begriffen,</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und braucht dazu viel mehr Gezeug, Geraͤth, Geruͤſt,</l><lb/> <l>Als unſer Nautil, der ſich ſelber Alles iſt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wenn eben war die Flut, und es ihm duͤnkte gut</l><lb/> <l>Zu ſchiffen, ruͤſtet' er ſein Schifflein wohlgemut.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Von ſeinen Aermen, den in großer Zahl verliehnen,</l><lb/> <l>Streckt' er ein Paar empor, zu Maſten ihm zu dienen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0065]
65.
Sieh dieſe Muſchel, Kind, gewunden, glaͤnzendroth,
Und ſag' ob Menſchenkunſt je baute ſolch ein Boot!
Als noch der Steuermann darin, der Nautil, lebte;
Wie ſicher und gewandt durchs Meer der Nachen ſchwebte!
Schiffkuttel hieß er auch, und nie hat Schiff und Kutter
Es ihm wol gleich gethan, wenn er ſchwamm aus auf Futter.
Man ſagt, es hat von ihm der Menſch gelernt das Schiffen,
Doch hat er von der Kunſt nur einen Theil begriffen,
Und braucht dazu viel mehr Gezeug, Geraͤth, Geruͤſt,
Als unſer Nautil, der ſich ſelber Alles iſt.
Wenn eben war die Flut, und es ihm duͤnkte gut
Zu ſchiffen, ruͤſtet' er ſein Schifflein wohlgemut.
Von ſeinen Aermen, den in großer Zahl verliehnen,
Streckt' er ein Paar empor, zu Maſten ihm zu dienen.
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