Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.40. Die Kropfgans schlingt den Fisch hinein auf Einen Schluck; Es fehlt ihr der Geschmack, sie fühlet nur den Druck. Ein Schlemmer aber mag in kleinen Bissen kauen, Die Wärzchen des Geschmacks andächtig zu erbauen. So wenig jene mir, gefällt mir diese Sitte; Ich rathe dir auch hier wie überall die Mitte. 41. Geselligkeit erhöht den Menschen nicht allein, Das Thier veredelt auch und steigert der Verein. Der Biber baut voll Kunst, der in Gesellschaft lebt, Indeß der einsame nur schlechte Hölen gräbt. Des Bienenstaates Fleiß thürmt goldner Schlösser Duft, Nicht Wachs noch Honig füllt der Mauerbiene Kluft. 40. Die Kropfgans ſchlingt den Fiſch hinein auf Einen Schluck; Es fehlt ihr der Geſchmack, ſie fuͤhlet nur den Druck. Ein Schlemmer aber mag in kleinen Biſſen kauen, Die Waͤrzchen des Geſchmacks andaͤchtig zu erbauen. So wenig jene mir, gefaͤllt mir dieſe Sitte; Ich rathe dir auch hier wie uͤberall die Mitte. 41. Geſelligkeit erhoͤht den Menſchen nicht allein, Das Thier veredelt auch und ſteigert der Verein. Der Biber baut voll Kunſt, der in Geſellſchaft lebt, Indeß der einſame nur ſchlechte Hoͤlen graͤbt. Des Bienenſtaates Fleiß thuͤrmt goldner Schloͤſſer Duft, Nicht Wachs noch Honig fuͤllt der Mauerbiene Kluft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0044" n="34"/> <div n="2"> <head>40.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Kropfgans ſchlingt den Fiſch hinein auf Einen Schluck;</l><lb/> <l>Es fehlt ihr der Geſchmack, ſie fuͤhlet nur den Druck.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ein Schlemmer aber mag in kleinen Biſſen kauen,</l><lb/> <l>Die Waͤrzchen des Geſchmacks andaͤchtig zu erbauen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>So wenig jene mir, gefaͤllt mir dieſe Sitte;</l><lb/> <l>Ich rathe dir auch hier wie uͤberall die Mitte.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>41.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Geſelligkeit erhoͤht den Menſchen nicht allein,</l><lb/> <l>Das Thier veredelt auch und ſteigert der Verein.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der Biber baut voll Kunſt, der in Geſellſchaft lebt,</l><lb/> <l>Indeß der einſame nur ſchlechte Hoͤlen graͤbt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Des Bienenſtaates Fleiß thuͤrmt goldner Schloͤſſer Duft,</l><lb/> <l>Nicht Wachs noch Honig fuͤllt der Mauerbiene Kluft.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [34/0044]
40.
Die Kropfgans ſchlingt den Fiſch hinein auf Einen Schluck;
Es fehlt ihr der Geſchmack, ſie fuͤhlet nur den Druck.
Ein Schlemmer aber mag in kleinen Biſſen kauen,
Die Waͤrzchen des Geſchmacks andaͤchtig zu erbauen.
So wenig jene mir, gefaͤllt mir dieſe Sitte;
Ich rathe dir auch hier wie uͤberall die Mitte.
41.
Geſelligkeit erhoͤht den Menſchen nicht allein,
Das Thier veredelt auch und ſteigert der Verein.
Der Biber baut voll Kunſt, der in Geſellſchaft lebt,
Indeß der einſame nur ſchlechte Hoͤlen graͤbt.
Des Bienenſtaates Fleiß thuͤrmt goldner Schloͤſſer Duft,
Nicht Wachs noch Honig fuͤllt der Mauerbiene Kluft.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/44>, abgerufen am 04.07.2024. |