Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.35. Am Stromesufer steht erschwungen eine Palme Hoch ob der Dünste Kreis und erdenahem Qualme, So hoch, daß Menschenwitz nicht ihre Kron' entblättert, So glatt, daß Affenkunst nicht ihren Stamm erklettert. Die reifen Früchte wirft sie aus der Luft hinab Ins Wasser, welches ihr dazu die Nahrung gab. Die Früchte, wann sie sind den Strom hinab geschwommen, Schwimmen dort an ein Land, wo Palmen nicht bekommen. Willkommen sind sie dort, die Gaben aus der Ferne, Die Menschen essen sie und sammeln ihre Kerne. Sie zögen aus dem Kern selbst eine Palme gern, Doch Erd' und Himmel ist dagegen, Sonn' und Stern. 35. Am Stromesufer ſteht erſchwungen eine Palme Hoch ob der Duͤnſte Kreis und erdenahem Qualme, So hoch, daß Menſchenwitz nicht ihre Kron' entblaͤttert, So glatt, daß Affenkunſt nicht ihren Stamm erklettert. Die reifen Fruͤchte wirft ſie aus der Luft hinab Ins Waſſer, welches ihr dazu die Nahrung gab. Die Fruͤchte, wann ſie ſind den Strom hinab geſchwommen, Schwimmen dort an ein Land, wo Palmen nicht bekommen. Willkommen ſind ſie dort, die Gaben aus der Ferne, Die Menſchen eſſen ſie und ſammeln ihre Kerne. Sie zoͤgen aus dem Kern ſelbſt eine Palme gern, Doch Erd' und Himmel iſt dagegen, Sonn' und Stern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0039" n="29"/> <div n="2"> <head>35.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Am Stromesufer ſteht erſchwungen eine Palme</l><lb/> <l>Hoch ob der Duͤnſte Kreis und erdenahem Qualme,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So hoch, daß Menſchenwitz nicht ihre Kron' entblaͤttert,</l><lb/> <l>So glatt, daß Affenkunſt nicht ihren Stamm erklettert.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die reifen Fruͤchte wirft ſie aus der Luft hinab</l><lb/> <l>Ins Waſſer, welches ihr dazu die Nahrung gab.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die Fruͤchte, wann ſie ſind den Strom hinab geſchwommen,</l><lb/> <l>Schwimmen dort an ein Land, wo Palmen nicht bekommen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Willkommen ſind ſie dort, die Gaben aus der Ferne,</l><lb/> <l>Die Menſchen eſſen ſie und ſammeln ihre Kerne.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Sie zoͤgen aus dem Kern ſelbſt eine Palme gern,</l><lb/> <l>Doch Erd' und Himmel iſt dagegen, Sonn' und Stern.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [29/0039]
35.
Am Stromesufer ſteht erſchwungen eine Palme
Hoch ob der Duͤnſte Kreis und erdenahem Qualme,
So hoch, daß Menſchenwitz nicht ihre Kron' entblaͤttert,
So glatt, daß Affenkunſt nicht ihren Stamm erklettert.
Die reifen Fruͤchte wirft ſie aus der Luft hinab
Ins Waſſer, welches ihr dazu die Nahrung gab.
Die Fruͤchte, wann ſie ſind den Strom hinab geſchwommen,
Schwimmen dort an ein Land, wo Palmen nicht bekommen.
Willkommen ſind ſie dort, die Gaben aus der Ferne,
Die Menſchen eſſen ſie und ſammeln ihre Kerne.
Sie zoͤgen aus dem Kern ſelbſt eine Palme gern,
Doch Erd' und Himmel iſt dagegen, Sonn' und Stern.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/39>, abgerufen am 04.07.2024. |