Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.Und zwischen beiden schwebt, im wogenden Gewühl Der Sinnenwelt, der allgemeinste Sinn, Gefühl. Du fühlest nicht allein, was deine Hand berührt; Du fühlst in deiner Brust, dein Herz fühlt sich gerührt. Was äußerlich dein Sinn, ist innerlich dein Sinnen; Kein Unterscheiden schied das Außen von dem Innen. 30. Geh in die Welt hinaus mit allen deinen Sinnen, Um Bienen-gleich ins Haus den Honig zu gewinnen. Wohin du fliegen magst, da bist du eingeladen, Und irre kanst du auch nicht gehn auf allen Pfaden. Dich zieht von hier und dort, von jedem Duftversuch, Zu deinen Zellen heim der süßre Honigruch, Der Vorrath stärker, als den draußen du begehrst, Den aber du mit dem von außen immer mehrst. Müde von Flug und Braus, kehr' in dich still zurück, Ruh' in dir selber aus, so fühlst du höchstes Glück, Rückert, Lehrgedicht III. 2
Und zwiſchen beiden ſchwebt, im wogenden Gewuͤhl Der Sinnenwelt, der allgemeinſte Sinn, Gefuͤhl. Du fuͤhleſt nicht allein, was deine Hand beruͤhrt; Du fuͤhlſt in deiner Bruſt, dein Herz fuͤhlt ſich geruͤhrt. Was aͤußerlich dein Sinn, iſt innerlich dein Sinnen; Kein Unterſcheiden ſchied das Außen von dem Innen. 30. Geh in die Welt hinaus mit allen deinen Sinnen, Um Bienen-gleich ins Haus den Honig zu gewinnen. Wohin du fliegen magſt, da biſt du eingeladen, Und irre kanſt du auch nicht gehn auf allen Pfaden. Dich zieht von hier und dort, von jedem Duftverſuch, Zu deinen Zellen heim der ſuͤßre Honigruch, Der Vorrath ſtaͤrker, als den draußen du begehrſt, Den aber du mit dem von außen immer mehrſt. Muͤde von Flug und Braus, kehr' in dich ſtill zuruͤck, Ruh' in dir ſelber aus, ſo fuͤhlſt du hoͤchſtes Gluͤck, Rückert, Lehrgedicht III. 2
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Und zwiſchen beiden ſchwebt, im wogenden Gewuͤhl
Der Sinnenwelt, der allgemeinſte Sinn, Gefuͤhl.
Du fuͤhleſt nicht allein, was deine Hand beruͤhrt;
Du fuͤhlſt in deiner Bruſt, dein Herz fuͤhlt ſich geruͤhrt.
Was aͤußerlich dein Sinn, iſt innerlich dein Sinnen;
Kein Unterſcheiden ſchied das Außen von dem Innen.
30.
Geh in die Welt hinaus mit allen deinen Sinnen,
Um Bienen-gleich ins Haus den Honig zu gewinnen.
Wohin du fliegen magſt, da biſt du eingeladen,
Und irre kanſt du auch nicht gehn auf allen Pfaden.
Dich zieht von hier und dort, von jedem Duftverſuch,
Zu deinen Zellen heim der ſuͤßre Honigruch,
Der Vorrath ſtaͤrker, als den draußen du begehrſt,
Den aber du mit dem von außen immer mehrſt.
Muͤde von Flug und Braus, kehr' in dich ſtill zuruͤck,
Ruh' in dir ſelber aus, ſo fuͤhlſt du hoͤchſtes Gluͤck,
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