Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.Das Märchen setzt voraus versäumten Weinbergsgrund, Dem solche Heilung so gewaltsam war gesund. Doch hätt' ihn nach Gebühr der Mann gebaut im Leben, Ein Fleiß'ger Fleißigen ihn sterbend übergeben; Die Söhne braucht' er nicht zu täuschen noch zu plagen, Der Weinberg ohne Zwang hätt' einen Schatz getragen. 148. Ein vielerfahrner Fuchs, der alle Weg' und Stege Wohl ausgegangen hatt' in seinem Waldgehege, Hat den von Jägerkunst gestellten Trug getroffen, Die Falle zugedeckt, und nur die Lockspeis' offen. Die Lockung kannt' er wohl, ihn konnte sie nicht locken; Warum denn gieng er nicht vorüber ohne Stocken? Er dachte: würde doch der unsichtbare Grund Des Sichtbarn auch durch mich dem Unerfahrnen kund! Vorsichtig zog er von der Falle weg die Reiser, Bis sie am Tage lag; dann gieng er wie ein Weiser, Das Maͤrchen ſetzt voraus verſaͤumten Weinbergsgrund, Dem ſolche Heilung ſo gewaltſam war geſund. Doch haͤtt' ihn nach Gebuͤhr der Mann gebaut im Leben, Ein Fleiß'ger Fleißigen ihn ſterbend uͤbergeben; Die Soͤhne braucht' er nicht zu taͤuſchen noch zu plagen, Der Weinberg ohne Zwang haͤtt' einen Schatz getragen. 148. Ein vielerfahrner Fuchs, der alle Weg' und Stege Wohl ausgegangen hatt' in ſeinem Waldgehege, Hat den von Jaͤgerkunſt geſtellten Trug getroffen, Die Falle zugedeckt, und nur die Lockſpeiſ' offen. Die Lockung kannt' er wohl, ihn konnte ſie nicht locken; Warum denn gieng er nicht voruͤber ohne Stocken? Er dachte: wuͤrde doch der unſichtbare Grund Des Sichtbarn auch durch mich dem Unerfahrnen kund! Vorſichtig zog er von der Falle weg die Reiſer, Bis ſie am Tage lag; dann gieng er wie ein Weiſer, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0244" n="234"/> <lg n="4"> <l>Das Maͤrchen ſetzt voraus verſaͤumten Weinbergsgrund,</l><lb/> <l>Dem ſolche Heilung ſo gewaltſam war geſund.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Doch haͤtt' ihn nach Gebuͤhr der Mann gebaut im Leben,</l><lb/> <l>Ein Fleiß'ger Fleißigen ihn ſterbend uͤbergeben;</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Die Soͤhne braucht' er nicht zu taͤuſchen noch zu plagen,</l><lb/> <l>Der Weinberg ohne Zwang haͤtt' einen Schatz getragen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>148.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein vielerfahrner Fuchs, der alle Weg' und Stege</l><lb/> <l>Wohl ausgegangen hatt' in ſeinem Waldgehege,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Hat den von Jaͤgerkunſt geſtellten Trug getroffen,</l><lb/> <l>Die Falle zugedeckt, und nur die Lockſpeiſ' offen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Lockung kannt' er wohl, ihn konnte ſie nicht locken;</l><lb/> <l>Warum denn gieng er nicht voruͤber ohne Stocken?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Er dachte: wuͤrde doch der unſichtbare Grund</l><lb/> <l>Des Sichtbarn auch durch mich dem Unerfahrnen kund!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Vorſichtig zog er von der Falle weg die Reiſer,</l><lb/> <l>Bis ſie am Tage lag; dann gieng er wie ein Weiſer,</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0244]
Das Maͤrchen ſetzt voraus verſaͤumten Weinbergsgrund,
Dem ſolche Heilung ſo gewaltſam war geſund.
Doch haͤtt' ihn nach Gebuͤhr der Mann gebaut im Leben,
Ein Fleiß'ger Fleißigen ihn ſterbend uͤbergeben;
Die Soͤhne braucht' er nicht zu taͤuſchen noch zu plagen,
Der Weinberg ohne Zwang haͤtt' einen Schatz getragen.
148.
Ein vielerfahrner Fuchs, der alle Weg' und Stege
Wohl ausgegangen hatt' in ſeinem Waldgehege,
Hat den von Jaͤgerkunſt geſtellten Trug getroffen,
Die Falle zugedeckt, und nur die Lockſpeiſ' offen.
Die Lockung kannt' er wohl, ihn konnte ſie nicht locken;
Warum denn gieng er nicht voruͤber ohne Stocken?
Er dachte: wuͤrde doch der unſichtbare Grund
Des Sichtbarn auch durch mich dem Unerfahrnen kund!
Vorſichtig zog er von der Falle weg die Reiſer,
Bis ſie am Tage lag; dann gieng er wie ein Weiſer,
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