Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.95. Der erste König ist es durch Gewalt geworden, Und um zu siegen fehlt' ihm nicht der Muth zu morden. Auf Blut gegründet, ließ er sterbend seinem Blut Die Herrschaft und die Lust dazu, doch nicht den Muth. Zuletzt ist sie herab gelangt an einen weichen, Der sehn kein rothes Blut kann ohne zu erbleichen. Er scheut sich in der Hand ein bloßes Schwert zu tragen, Aus Furcht deswegen kann er keine Ritter schlagen. Sie aber schlagen sich für ihn nicht minder kühn, Bereit ihr Herzblut für den Blutscheu'n zu versprühn. So ob der Wirklichkeit ist siegreich der Gedanken, Der Unumschränkte setzt dem Schrankenlosen Schranken. 95. Der erſte Koͤnig iſt es durch Gewalt geworden, Und um zu ſiegen fehlt' ihm nicht der Muth zu morden. Auf Blut gegruͤndet, ließ er ſterbend ſeinem Blut Die Herrſchaft und die Luſt dazu, doch nicht den Muth. Zuletzt iſt ſie herab gelangt an einen weichen, Der ſehn kein rothes Blut kann ohne zu erbleichen. Er ſcheut ſich in der Hand ein bloßes Schwert zu tragen, Aus Furcht deswegen kann er keine Ritter ſchlagen. Sie aber ſchlagen ſich fuͤr ihn nicht minder kuͤhn, Bereit ihr Herzblut fuͤr den Blutſcheu'n zu verſpruͤhn. So ob der Wirklichkeit iſt ſiegreich der Gedanken, Der Unumſchraͤnkte ſetzt dem Schrankenloſen Schranken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0201" n="191"/> <div n="2"> <head>95.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der erſte Koͤnig iſt es durch Gewalt geworden,</l><lb/> <l>Und um zu ſiegen fehlt' ihm nicht der Muth zu morden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Auf Blut gegruͤndet, ließ er ſterbend ſeinem Blut</l><lb/> <l>Die Herrſchaft und die Luſt dazu, doch nicht den Muth.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Zuletzt iſt ſie herab gelangt an einen weichen,</l><lb/> <l>Der ſehn kein rothes Blut kann ohne zu erbleichen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Er ſcheut ſich in der Hand ein bloßes Schwert zu tragen,</l><lb/> <l>Aus Furcht deswegen kann er keine Ritter ſchlagen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Sie aber ſchlagen ſich fuͤr ihn nicht minder kuͤhn,</l><lb/> <l>Bereit ihr Herzblut fuͤr den Blutſcheu'n zu verſpruͤhn.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>So ob der Wirklichkeit iſt ſiegreich der Gedanken,</l><lb/> <l>Der Unumſchraͤnkte ſetzt dem Schrankenloſen Schranken.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [191/0201]
95.
Der erſte Koͤnig iſt es durch Gewalt geworden,
Und um zu ſiegen fehlt' ihm nicht der Muth zu morden.
Auf Blut gegruͤndet, ließ er ſterbend ſeinem Blut
Die Herrſchaft und die Luſt dazu, doch nicht den Muth.
Zuletzt iſt ſie herab gelangt an einen weichen,
Der ſehn kein rothes Blut kann ohne zu erbleichen.
Er ſcheut ſich in der Hand ein bloßes Schwert zu tragen,
Aus Furcht deswegen kann er keine Ritter ſchlagen.
Sie aber ſchlagen ſich fuͤr ihn nicht minder kuͤhn,
Bereit ihr Herzblut fuͤr den Blutſcheu'n zu verſpruͤhn.
So ob der Wirklichkeit iſt ſiegreich der Gedanken,
Der Unumſchraͤnkte ſetzt dem Schrankenloſen Schranken.
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