Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.94. Der Mensch im Weltverkehr lebt nur für sich allein, Und erst davon getrennt, im menschlichen Verein. Durch Leib, Besitz, Beruf, beschränkt und abgeschieden, Wo fände da der Geist, der schrankenlose, Frieden? Nicht im Gedankentausch, der nur verworren ist, Nicht in der Liebe Rausch, der währt so kurze Frist. Nur in der Einsamkeit spinnt er ein Traumgewebe, Daß in der Menschheit er, in ihm die Menschheit lebe. Zur Wahrheit aber wird nur dort das Traumgespinnst, Wo du den Sondrungen der Körperwelt entrinnst; Wo alle Geister eins im höchsten Geiste sind: Dort freut sich des Vereins die Menschheit, Gottes Kind. 94. Der Menſch im Weltverkehr lebt nur fuͤr ſich allein, Und erſt davon getrennt, im menſchlichen Verein. Durch Leib, Beſitz, Beruf, beſchraͤnkt und abgeſchieden, Wo faͤnde da der Geiſt, der ſchrankenloſe, Frieden? Nicht im Gedankentauſch, der nur verworren iſt, Nicht in der Liebe Rauſch, der waͤhrt ſo kurze Friſt. Nur in der Einſamkeit ſpinnt er ein Traumgewebe, Daß in der Menſchheit er, in ihm die Menſchheit lebe. Zur Wahrheit aber wird nur dort das Traumgeſpinnſt, Wo du den Sondrungen der Koͤrperwelt entrinnſt; Wo alle Geiſter eins im hoͤchſten Geiſte ſind: Dort freut ſich des Vereins die Menſchheit, Gottes Kind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0200" n="190"/> <div n="2"> <head>94.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Menſch im Weltverkehr lebt nur fuͤr ſich allein,</l><lb/> <l>Und erſt davon getrennt, im menſchlichen Verein.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Durch Leib, Beſitz, Beruf, beſchraͤnkt und abgeſchieden,</l><lb/> <l>Wo faͤnde da der Geiſt, der ſchrankenloſe, Frieden?</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nicht im Gedankentauſch, der nur verworren iſt,</l><lb/> <l>Nicht in der Liebe Rauſch, der waͤhrt ſo kurze Friſt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nur in der Einſamkeit ſpinnt er ein Traumgewebe,</l><lb/> <l>Daß in der Menſchheit er, in ihm die Menſchheit lebe.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Zur Wahrheit aber wird nur dort das Traumgeſpinnſt,</l><lb/> <l>Wo du den Sondrungen der Koͤrperwelt entrinnſt;</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wo alle Geiſter eins im hoͤchſten Geiſte ſind:</l><lb/> <l>Dort freut ſich des Vereins die Menſchheit, Gottes Kind.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [190/0200]
94.
Der Menſch im Weltverkehr lebt nur fuͤr ſich allein,
Und erſt davon getrennt, im menſchlichen Verein.
Durch Leib, Beſitz, Beruf, beſchraͤnkt und abgeſchieden,
Wo faͤnde da der Geiſt, der ſchrankenloſe, Frieden?
Nicht im Gedankentauſch, der nur verworren iſt,
Nicht in der Liebe Rauſch, der waͤhrt ſo kurze Friſt.
Nur in der Einſamkeit ſpinnt er ein Traumgewebe,
Daß in der Menſchheit er, in ihm die Menſchheit lebe.
Zur Wahrheit aber wird nur dort das Traumgeſpinnſt,
Wo du den Sondrungen der Koͤrperwelt entrinnſt;
Wo alle Geiſter eins im hoͤchſten Geiſte ſind:
Dort freut ſich des Vereins die Menſchheit, Gottes Kind.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |