Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.62. Wenn nur auf Eine Art sich Gott hätt' offenbart, Zu offenbar hätt' ihn des Menschen Geist gewahrt. Doch nun verhüllen ihn viel Offenbarungen, Und unvollkommen sind die Gottgewahrungen. Der Glaubensweisen Streit zeigt seine Herrlichkeit, Denn Er ist Eins, um den sich unser Wahn entzweit. 63. Ein jeder Glaube hält sich für den einzig wahren, Und seine Kraft kann er auch so nur offenbaren. Der einzig wahre nur ist er an seinem Ort, Nicht minder aber wahr sind andre hier und dort. Was hat denn nun ein Mensch vom Glaubenswort zu halten? Das seinige für wahr an seinem Ort zu halten. Sohn, halt an deinem Ort an deinem Glaubenswort, Und laß am ihrigen die andern halten dort! 62. Wenn nur auf Eine Art ſich Gott haͤtt' offenbart, Zu offenbar haͤtt' ihn des Menſchen Geiſt gewahrt. Doch nun verhuͤllen ihn viel Offenbarungen, Und unvollkommen ſind die Gottgewahrungen. Der Glaubensweiſen Streit zeigt ſeine Herrlichkeit, Denn Er iſt Eins, um den ſich unſer Wahn entzweit. 63. Ein jeder Glaube haͤlt ſich fuͤr den einzig wahren, Und ſeine Kraft kann er auch ſo nur offenbaren. Der einzig wahre nur iſt er an ſeinem Ort, Nicht minder aber wahr ſind andre hier und dort. Was hat denn nun ein Menſch vom Glaubenswort zu halten? Das ſeinige fuͤr wahr an ſeinem Ort zu halten. Sohn, halt an deinem Ort an deinem Glaubenswort, Und laß am ihrigen die andern halten dort! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0168" n="158"/> <div n="2"> <head>62.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn nur auf Eine Art ſich Gott haͤtt' offenbart,</l><lb/> <l>Zu offenbar haͤtt' ihn des Menſchen Geiſt gewahrt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch nun verhuͤllen ihn viel Offenbarungen,</l><lb/> <l>Und unvollkommen ſind die Gottgewahrungen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der Glaubensweiſen Streit zeigt ſeine Herrlichkeit,</l><lb/> <l>Denn Er iſt Eins, um den ſich unſer Wahn entzweit.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>63.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein jeder Glaube haͤlt ſich fuͤr den einzig wahren,</l><lb/> <l>Und ſeine Kraft kann er auch ſo nur offenbaren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der einzig wahre nur iſt er an ſeinem Ort,</l><lb/> <l>Nicht minder aber wahr ſind andre hier und dort.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Was hat denn nun ein Menſch vom Glaubenswort zu halten?</l><lb/> <l>Das ſeinige fuͤr wahr an ſeinem Ort zu halten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Sohn, halt an deinem Ort an deinem Glaubenswort,</l><lb/> <l>Und laß am ihrigen die andern halten dort!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [158/0168]
62.
Wenn nur auf Eine Art ſich Gott haͤtt' offenbart,
Zu offenbar haͤtt' ihn des Menſchen Geiſt gewahrt.
Doch nun verhuͤllen ihn viel Offenbarungen,
Und unvollkommen ſind die Gottgewahrungen.
Der Glaubensweiſen Streit zeigt ſeine Herrlichkeit,
Denn Er iſt Eins, um den ſich unſer Wahn entzweit.
63.
Ein jeder Glaube haͤlt ſich fuͤr den einzig wahren,
Und ſeine Kraft kann er auch ſo nur offenbaren.
Der einzig wahre nur iſt er an ſeinem Ort,
Nicht minder aber wahr ſind andre hier und dort.
Was hat denn nun ein Menſch vom Glaubenswort zu halten?
Das ſeinige fuͤr wahr an ſeinem Ort zu halten.
Sohn, halt an deinem Ort an deinem Glaubenswort,
Und laß am ihrigen die andern halten dort!
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