Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.7. In einer Höle hochgewölbt und tiefgegraben Sind träge Wohner, die dort feste Sitze haben. Wie angefesselt sind sie an dem Sitz von Stein, Und sitzen auswerts nicht gewendet, sondern ein. In ihrem Rücken ist von oben eine Kluft Gesprengt, durch welche dringt des Himmels Licht und Luft. Vor ihrem Angesicht der Höle finstre Wand Dient ihrem Augenmerk zum einz'gen Gegenstand. Sie halten zugewandt den Rücken jenem Licht, Und nur auf diese Wand gewendet ihr Gesicht. Was werden sie da sehn? die Schatten, die entstehn Der Dinge, die vorbei in ihrem Rücken gehn; Die Schatten, welche wirft der Sonne Glanz vom Rücken, Um auch mit einem Bild das dunkle Haus zu schmücken. Die Leute drinnen sehn die Dinge nicht, und halten Das Schattenbild davon für wirkliche Gestalten. 7. In einer Hoͤle hochgewoͤlbt und tiefgegraben Sind traͤge Wohner, die dort feſte Sitze haben. Wie angefeſſelt ſind ſie an dem Sitz von Stein, Und ſitzen auswerts nicht gewendet, ſondern ein. In ihrem Ruͤcken iſt von oben eine Kluft Geſprengt, durch welche dringt des Himmels Licht und Luft. Vor ihrem Angeſicht der Hoͤle finſtre Wand Dient ihrem Augenmerk zum einz'gen Gegenſtand. Sie halten zugewandt den Ruͤcken jenem Licht, Und nur auf dieſe Wand gewendet ihr Geſicht. Was werden ſie da ſehn? die Schatten, die entſtehn Der Dinge, die vorbei in ihrem Ruͤcken gehn; Die Schatten, welche wirft der Sonne Glanz vom Ruͤcken, Um auch mit einem Bild das dunkle Haus zu ſchmuͤcken. Die Leute drinnen ſehn die Dinge nicht, und halten Das Schattenbild davon fuͤr wirkliche Geſtalten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0119" n="109"/> <div n="2"> <head>7.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In einer Hoͤle hochgewoͤlbt und tiefgegraben</l><lb/> <l>Sind traͤge Wohner, die dort feſte Sitze haben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wie angefeſſelt ſind ſie an dem Sitz von Stein,</l><lb/> <l>Und ſitzen auswerts nicht gewendet, ſondern ein.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>In ihrem Ruͤcken iſt von oben eine Kluft</l><lb/> <l>Geſprengt, durch welche dringt des Himmels Licht und Luft.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Vor ihrem Angeſicht der Hoͤle finſtre Wand</l><lb/> <l>Dient ihrem Augenmerk zum einz'gen Gegenſtand.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Sie halten zugewandt den Ruͤcken jenem Licht,</l><lb/> <l>Und nur auf dieſe Wand gewendet ihr Geſicht.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Was werden ſie da ſehn? die Schatten, die entſtehn</l><lb/> <l>Der Dinge, die vorbei in ihrem Ruͤcken gehn;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Die Schatten, welche wirft der Sonne Glanz vom Ruͤcken,</l><lb/> <l>Um auch mit einem Bild das dunkle Haus zu ſchmuͤcken.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Die Leute drinnen ſehn die Dinge nicht, und halten</l><lb/> <l>Das Schattenbild davon fuͤr wirkliche Geſtalten.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0119]
7.
In einer Hoͤle hochgewoͤlbt und tiefgegraben
Sind traͤge Wohner, die dort feſte Sitze haben.
Wie angefeſſelt ſind ſie an dem Sitz von Stein,
Und ſitzen auswerts nicht gewendet, ſondern ein.
In ihrem Ruͤcken iſt von oben eine Kluft
Geſprengt, durch welche dringt des Himmels Licht und Luft.
Vor ihrem Angeſicht der Hoͤle finſtre Wand
Dient ihrem Augenmerk zum einz'gen Gegenſtand.
Sie halten zugewandt den Ruͤcken jenem Licht,
Und nur auf dieſe Wand gewendet ihr Geſicht.
Was werden ſie da ſehn? die Schatten, die entſtehn
Der Dinge, die vorbei in ihrem Ruͤcken gehn;
Die Schatten, welche wirft der Sonne Glanz vom Ruͤcken,
Um auch mit einem Bild das dunkle Haus zu ſchmuͤcken.
Die Leute drinnen ſehn die Dinge nicht, und halten
Das Schattenbild davon fuͤr wirkliche Geſtalten.
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