Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.103. Sieh an den Edelstein, wie fest in sich geschlossen, Wie undurchdringlich, ganz aus Einem Stück gegossen! Von fremdem Einfluß doch erwehret er sich nicht, Den undurchdringlichen durchdringet Wärm' und Licht. Und seine Farbe selbst, die er hat eingesogen Mit seiner Art, ist doch von Wechsel angeflogen. Bald blitzt er feuriger, wie er bald matter schmachtet, Und schillert anders, wie man anders ihn betrachtet. Ein leichtes Wölkchen, das in seiner Helle schwimmt, Verändert selbst den Platz, daß es dich Wunder nimmt. Nicht Wunder nehm' es dich, doch eine Lehre nim Vom Edelstein, wenn du an Veste gleichest ihm. Es kann kein Herz so starr sich in sich selber schließen, Das nicht ein Mitgefühl der Welt wird doch durchfließen. Bist du so hart wie er, sei auch wie er so rein, Und schmücke Gottes Welt nur auch als Edelstein. 103. Sieh an den Edelſtein, wie feſt in ſich geſchloſſen, Wie undurchdringlich, ganz aus Einem Stuͤck gegoſſen! Von fremdem Einfluß doch erwehret er ſich nicht, Den undurchdringlichen durchdringet Waͤrm' und Licht. Und ſeine Farbe ſelbſt, die er hat eingeſogen Mit ſeiner Art, iſt doch von Wechſel angeflogen. Bald blitzt er feuriger, wie er bald matter ſchmachtet, Und ſchillert anders, wie man anders ihn betrachtet. Ein leichtes Woͤlkchen, das in ſeiner Helle ſchwimmt, Veraͤndert ſelbſt den Platz, daß es dich Wunder nimmt. Nicht Wunder nehm' es dich, doch eine Lehre nim Vom Edelſtein, wenn du an Veſte gleicheſt ihm. Es kann kein Herz ſo ſtarr ſich in ſich ſelber ſchließen, Das nicht ein Mitgefuͤhl der Welt wird doch durchfließen. Biſt du ſo hart wie er, ſei auch wie er ſo rein, Und ſchmuͤcke Gottes Welt nur auch als Edelſtein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0101" n="91"/> <div n="2"> <head>103.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sieh an den Edelſtein, wie feſt in ſich geſchloſſen,</l><lb/> <l>Wie undurchdringlich, ganz aus Einem Stuͤck gegoſſen!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Von fremdem Einfluß doch erwehret er ſich nicht,</l><lb/> <l>Den undurchdringlichen durchdringet Waͤrm' und Licht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und ſeine Farbe ſelbſt, die er hat eingeſogen</l><lb/> <l>Mit ſeiner Art, iſt doch von Wechſel angeflogen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Bald blitzt er feuriger, wie er bald matter ſchmachtet,</l><lb/> <l>Und ſchillert anders, wie man anders ihn betrachtet.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ein leichtes Woͤlkchen, das in ſeiner Helle ſchwimmt,</l><lb/> <l>Veraͤndert ſelbſt den Platz, daß es dich Wunder nimmt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Nicht Wunder nehm' es dich, doch eine Lehre nim</l><lb/> <l>Vom Edelſtein, wenn du an Veſte gleicheſt ihm.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Es kann kein Herz ſo ſtarr ſich in ſich ſelber ſchließen,</l><lb/> <l>Das nicht ein Mitgefuͤhl der Welt wird doch durchfließen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Biſt du ſo hart wie er, ſei auch wie er ſo rein,</l><lb/> <l>Und ſchmuͤcke Gottes Welt nur auch als Edelſtein.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [91/0101]
103.
Sieh an den Edelſtein, wie feſt in ſich geſchloſſen,
Wie undurchdringlich, ganz aus Einem Stuͤck gegoſſen!
Von fremdem Einfluß doch erwehret er ſich nicht,
Den undurchdringlichen durchdringet Waͤrm' und Licht.
Und ſeine Farbe ſelbſt, die er hat eingeſogen
Mit ſeiner Art, iſt doch von Wechſel angeflogen.
Bald blitzt er feuriger, wie er bald matter ſchmachtet,
Und ſchillert anders, wie man anders ihn betrachtet.
Ein leichtes Woͤlkchen, das in ſeiner Helle ſchwimmt,
Veraͤndert ſelbſt den Platz, daß es dich Wunder nimmt.
Nicht Wunder nehm' es dich, doch eine Lehre nim
Vom Edelſtein, wenn du an Veſte gleicheſt ihm.
Es kann kein Herz ſo ſtarr ſich in ſich ſelber ſchließen,
Das nicht ein Mitgefuͤhl der Welt wird doch durchfließen.
Biſt du ſo hart wie er, ſei auch wie er ſo rein,
Und ſchmuͤcke Gottes Welt nur auch als Edelſtein.
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