Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.136. Was, Dichter, suchst du? Ruhm? "Wen reizt die Seifenblase?" Reichthümer? "Hätt' ich auch Lust am gefärbten Glase?" Mitwirkung in der Zeit? "Ich bin nicht deren Sohn." Der Geister Bildung? "Sie sind überbildet schon." Was also suchest du? dir selber zu genügen? "Mich mit dem Schein, als thu' ich etwas, zu betrügen." 137. Du ruhest weichgepfühlt am Ufer strombespült, Dich schläfert ein die Flut, die leis dich unterwühlt. Dich schaukelt Sommerluft, umgaukelt Blütenduft, Und losgerissen trägt dein Bette dich zur Gruft. Sollt' ich erwecken dich, um zu erschrecken dich? Schwimm hin, und sanft im Traum die Flut soll decken dich. 136. Was, Dichter, ſuchſt du? Ruhm? „Wen reizt die Seifenblaſe?“ Reichthuͤmer? „Haͤtt' ich auch Luſt am gefaͤrbten Glaſe?“ Mitwirkung in der Zeit? „Ich bin nicht deren Sohn.“ Der Geiſter Bildung? „Sie ſind uͤberbildet ſchon.“ Was alſo ſucheſt du? dir ſelber zu genuͤgen? „Mich mit dem Schein, als thu' ich etwas, zu betruͤgen.“ 137. Du ruheſt weichgepfuͤhlt am Ufer ſtrombeſpuͤlt, Dich ſchlaͤfert ein die Flut, die leis dich unterwuͤhlt. Dich ſchaukelt Sommerluft, umgaukelt Bluͤtenduft, Und losgeriſſen traͤgt dein Bette dich zur Gruft. Sollt' ich erwecken dich, um zu erſchrecken dich? Schwimm hin, und ſanft im Traum die Flut ſoll decken dich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0096" n="86"/> <div n="2"> <head>136.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Was, Dichter, ſuchſt du? Ruhm? „Wen reizt die Seifenblaſe?“</l><lb/> <l>Reichthuͤmer? „Haͤtt' ich auch Luſt am gefaͤrbten Glaſe?“</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mitwirkung in der Zeit? „Ich bin nicht deren Sohn.“</l><lb/> <l>Der Geiſter Bildung? „Sie ſind uͤberbildet ſchon.“</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Was alſo ſucheſt du? dir ſelber zu genuͤgen?</l><lb/> <l>„Mich mit dem Schein, als thu' ich etwas, zu betruͤgen.“</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>137.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du ruheſt weichgepfuͤhlt am Ufer ſtrombeſpuͤlt,</l><lb/> <l>Dich ſchlaͤfert ein die Flut, die leis dich unterwuͤhlt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dich ſchaukelt Sommerluft, umgaukelt Bluͤtenduft,</l><lb/> <l>Und losgeriſſen traͤgt dein Bette dich zur Gruft.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Sollt' ich erwecken dich, um zu erſchrecken dich?</l><lb/> <l>Schwimm hin, und ſanft im Traum die Flut ſoll decken dich.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [86/0096]
136.
Was, Dichter, ſuchſt du? Ruhm? „Wen reizt die Seifenblaſe?“
Reichthuͤmer? „Haͤtt' ich auch Luſt am gefaͤrbten Glaſe?“
Mitwirkung in der Zeit? „Ich bin nicht deren Sohn.“
Der Geiſter Bildung? „Sie ſind uͤberbildet ſchon.“
Was alſo ſucheſt du? dir ſelber zu genuͤgen?
„Mich mit dem Schein, als thu' ich etwas, zu betruͤgen.“
137.
Du ruheſt weichgepfuͤhlt am Ufer ſtrombeſpuͤlt,
Dich ſchlaͤfert ein die Flut, die leis dich unterwuͤhlt.
Dich ſchaukelt Sommerluft, umgaukelt Bluͤtenduft,
Und losgeriſſen traͤgt dein Bette dich zur Gruft.
Sollt' ich erwecken dich, um zu erſchrecken dich?
Schwimm hin, und ſanft im Traum die Flut ſoll decken dich.
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