Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.47. Zusammen traten einst Gewalt und Macht und Stärke, Gemeinschaftliche Hand anlegend einem Werke. Mit Waffen die Gewalt, die Stärke mit dem Arm Gerüstet, und die Macht mit einem Dienerschwarm. Doch wäre nicht hinzu getreten auch die Kraft, Wär' ihr gesammtes Werk geblieben stümperhaft. Nur wenig richten aus Gewalt und Macht und Stärke, O König, wo die Kraft des Geistes fehlt, das merke. Denn göttlich ist die Kraft, und weltlich jene drei; Was kann die Erde thun, steht nicht der Himmel bei! 48. Unköniglicher doch ist keine Eigenschaft Als Misgunst, durch sie wird ein König bettelhaft. Ein Bettler nur misgönnt dem andern ein Stück Brot,
Weil seinem Sack entgeht, was jenem dar sich bot. 47. Zuſammen traten einſt Gewalt und Macht und Staͤrke, Gemeinſchaftliche Hand anlegend einem Werke. Mit Waffen die Gewalt, die Staͤrke mit dem Arm Geruͤſtet, und die Macht mit einem Dienerſchwarm. Doch waͤre nicht hinzu getreten auch die Kraft, Waͤr' ihr geſammtes Werk geblieben ſtuͤmperhaft. Nur wenig richten aus Gewalt und Macht und Staͤrke, O Koͤnig, wo die Kraft des Geiſtes fehlt, das merke. Denn goͤttlich iſt die Kraft, und weltlich jene drei; Was kann die Erde thun, ſteht nicht der Himmel bei! 48. Unkoͤniglicher doch iſt keine Eigenſchaft Als Misgunſt, durch ſie wird ein Koͤnig bettelhaft. Ein Bettler nur misgoͤnnt dem andern ein Stuͤck Brot,
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47.
Zuſammen traten einſt Gewalt und Macht und Staͤrke,
Gemeinſchaftliche Hand anlegend einem Werke.
Mit Waffen die Gewalt, die Staͤrke mit dem Arm
Geruͤſtet, und die Macht mit einem Dienerſchwarm.
Doch waͤre nicht hinzu getreten auch die Kraft,
Waͤr' ihr geſammtes Werk geblieben ſtuͤmperhaft.
Nur wenig richten aus Gewalt und Macht und Staͤrke,
O Koͤnig, wo die Kraft des Geiſtes fehlt, das merke.
Denn goͤttlich iſt die Kraft, und weltlich jene drei;
Was kann die Erde thun, ſteht nicht der Himmel bei!
48.
Unkoͤniglicher doch iſt keine Eigenſchaft
Als Misgunſt, durch ſie wird ein Koͤnig bettelhaft.
Ein Bettler nur misgoͤnnt dem andern ein Stuͤck Brot,
Weil ſeinem Sack entgeht, was jenem dar ſich bot.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/40>, abgerufen am 22.02.2025. |