Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Ob leer kein Weltraum sei vom Glanze der Gestirne, Ist mehr als einer doch in mehr als einem Hirne. Manch leeren Raum hat auch manch übervolles Buch, Wie diesen hier, den füllt vom leeren Raum der Spruch. 25. Die Körperwelt bedarf des Lichtes, um Gestalten In immer reicherer Entwicklung zu entfalten. Die Geister, die im Stoff gefangen, werden frei, Nur wo der freieste trägt zur Befreiung bei. Das Licht hinwieder auch bedarf der Körperwelt, Weil Manigfaltigkeit es nur durch sie erhält. Denn es ist einfach eins und strebt zu scheinen vieles, Das ist der Zweck des mit der Welt getriebnen Spieles. Zu sieben Farben wirds an jedem Wolkensaum, Und tausendfache Blüt' und Frucht an jedem Baum. Es freut sich seines Spiels, und ihm zum Spiel zu dienen Freut sich die Welt, und wir freun billig uns mit ihnen. Ob leer kein Weltraum ſei vom Glanze der Geſtirne, Iſt mehr als einer doch in mehr als einem Hirne. Manch leeren Raum hat auch manch uͤbervolles Buch, Wie dieſen hier, den fuͤllt vom leeren Raum der Spruch. 25. Die Koͤrperwelt bedarf des Lichtes, um Geſtalten In immer reicherer Entwicklung zu entfalten. Die Geiſter, die im Stoff gefangen, werden frei, Nur wo der freieſte traͤgt zur Befreiung bei. Das Licht hinwieder auch bedarf der Koͤrperwelt, Weil Manigfaltigkeit es nur durch ſie erhaͤlt. Denn es iſt einfach eins und ſtrebt zu ſcheinen vieles, Das iſt der Zweck des mit der Welt getriebnen Spieles. Zu ſieben Farben wirds an jedem Wolkenſaum, Und tauſendfache Bluͤt' und Frucht an jedem Baum. Es freut ſich ſeines Spiels, und ihm zum Spiel zu dienen Freut ſich die Welt, und wir freun billig uns mit ihnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0026" n="16"/> </l> <lg n="3"> <l>Ob leer kein Weltraum ſei vom Glanze der Geſtirne,</l><lb/> <l>Iſt mehr als einer doch in mehr als einem Hirne.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Manch leeren Raum hat auch manch uͤbervolles Buch,</l><lb/> <l>Wie dieſen hier, den fuͤllt vom leeren Raum der Spruch.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>25.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Koͤrperwelt bedarf des Lichtes, um Geſtalten</l><lb/> <l>In immer reicherer Entwicklung zu entfalten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Geiſter, die im Stoff gefangen, werden frei,</l><lb/> <l>Nur wo der freieſte traͤgt zur Befreiung bei.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Das Licht hinwieder auch bedarf der Koͤrperwelt,</l><lb/> <l>Weil Manigfaltigkeit es nur durch ſie erhaͤlt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Denn es iſt einfach eins und ſtrebt zu ſcheinen vieles,</l><lb/> <l>Das iſt der Zweck des mit der Welt getriebnen Spieles.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Zu ſieben Farben wirds an jedem Wolkenſaum,</l><lb/> <l>Und tauſendfache Bluͤt' und Frucht an jedem Baum.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Es freut ſich ſeines Spiels, und ihm zum Spiel zu dienen</l><lb/> <l>Freut ſich die Welt, und wir freun billig uns mit ihnen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [16/0026]
Ob leer kein Weltraum ſei vom Glanze der Geſtirne,
Iſt mehr als einer doch in mehr als einem Hirne.
Manch leeren Raum hat auch manch uͤbervolles Buch,
Wie dieſen hier, den fuͤllt vom leeren Raum der Spruch.
25.
Die Koͤrperwelt bedarf des Lichtes, um Geſtalten
In immer reicherer Entwicklung zu entfalten.
Die Geiſter, die im Stoff gefangen, werden frei,
Nur wo der freieſte traͤgt zur Befreiung bei.
Das Licht hinwieder auch bedarf der Koͤrperwelt,
Weil Manigfaltigkeit es nur durch ſie erhaͤlt.
Denn es iſt einfach eins und ſtrebt zu ſcheinen vieles,
Das iſt der Zweck des mit der Welt getriebnen Spieles.
Zu ſieben Farben wirds an jedem Wolkenſaum,
Und tauſendfache Bluͤt' und Frucht an jedem Baum.
Es freut ſich ſeines Spiels, und ihm zum Spiel zu dienen
Freut ſich die Welt, und wir freun billig uns mit ihnen.
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