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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

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73.
Sieh an den Wasserfall, wo du ihm nahe stehst,
Und sieh ihn wieder an, wenn du ihm ferne gehst!
Er ist dir bald im Aug' und ist dir bald im Ohr,
Ist in und außer dir, tönt nach und schwebt dir vor.
Er füllt dir jeden Sinn, und spricht zu allen Sinnen;
Versuch es und entrinn, ihm ist nicht zu entrinnen.
Er rauscht und rauscht und rauscht, die Gegend hört ihn rauschen,
Und lauscht und lauscht und lauscht, und wird nicht satt zu lauschen.
Er wühlt und wühlt und wühlt, der Boden fühlt ihn wühlen,
Und fühlt und fühlt und fühlt, und reicht nicht aus zu fühlen.
Er schäumt und schäumt und schäumt, die Blume läßt ihn schäumen,
Und träumt und träumt und träumt, und hört nicht auf zu träumen.
Er stralt und stralt und stralt, der Maler sieht ihn stralen,
Und malt und malt und malt, und wird nicht müd zu malen.
Er haucht und haucht und haucht, feucht fühlt die Luft sein Hauchen,
Und taucht und taucht und taucht, sich satt darein zu tauchen.
Rückert, Lehrgedicht II. 11
73.
Sieh an den Waſſerfall, wo du ihm nahe ſtehſt,
Und ſieh ihn wieder an, wenn du ihm ferne gehſt!
Er iſt dir bald im Aug' und iſt dir bald im Ohr,
Iſt in und außer dir, toͤnt nach und ſchwebt dir vor.
Er fuͤllt dir jeden Sinn, und ſpricht zu allen Sinnen;
Verſuch es und entrinn, ihm iſt nicht zu entrinnen.
Er rauſcht und rauſcht und rauſcht, die Gegend hoͤrt ihn rauſchen,
Und lauſcht und lauſcht und lauſcht, und wird nicht ſatt zu lauſchen.
Er wuͤhlt und wuͤhlt und wuͤhlt, der Boden fuͤhlt ihn wuͤhlen,
Und fuͤhlt und fuͤhlt und fuͤhlt, und reicht nicht aus zu fuͤhlen.
Er ſchaͤumt und ſchaͤumt und ſchaͤumt, die Blume laͤßt ihn ſchaͤumen,
Und traͤumt und traͤumt und traͤumt, und hoͤrt nicht auf zu traͤumen.
Er ſtralt und ſtralt und ſtralt, der Maler ſieht ihn ſtralen,
Und malt und malt und malt, und wird nicht muͤd zu malen.
Er haucht und haucht und haucht, feucht fuͤhlt die Luft ſein Hauchen,
Und taucht und taucht und taucht, ſich ſatt darein zu tauchen.
Rückert, Lehrgedicht II. 11
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[241/0251] 73. Sieh an den Waſſerfall, wo du ihm nahe ſtehſt, Und ſieh ihn wieder an, wenn du ihm ferne gehſt! Er iſt dir bald im Aug' und iſt dir bald im Ohr, Iſt in und außer dir, toͤnt nach und ſchwebt dir vor. Er fuͤllt dir jeden Sinn, und ſpricht zu allen Sinnen; Verſuch es und entrinn, ihm iſt nicht zu entrinnen. Er rauſcht und rauſcht und rauſcht, die Gegend hoͤrt ihn rauſchen, Und lauſcht und lauſcht und lauſcht, und wird nicht ſatt zu lauſchen. Er wuͤhlt und wuͤhlt und wuͤhlt, der Boden fuͤhlt ihn wuͤhlen, Und fuͤhlt und fuͤhlt und fuͤhlt, und reicht nicht aus zu fuͤhlen. Er ſchaͤumt und ſchaͤumt und ſchaͤumt, die Blume laͤßt ihn ſchaͤumen, Und traͤumt und traͤumt und traͤumt, und hoͤrt nicht auf zu traͤumen. Er ſtralt und ſtralt und ſtralt, der Maler ſieht ihn ſtralen, Und malt und malt und malt, und wird nicht muͤd zu malen. Er haucht und haucht und haucht, feucht fuͤhlt die Luft ſein Hauchen, Und taucht und taucht und taucht, ſich ſatt darein zu tauchen. Rückert, Lehrgedicht II. 11

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/251>, abgerufen am 21.11.2024.