Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.65. Wenn etwas Schönes für mich selbst und für die Welt In mir geworden ist den Kämpfen zum Vergelt, Die ich gekämpft, so will ich gern gekämpft sie haben, Und mögen sich mit mir am Schönen viele laben! Doch manchmal denk' ich, ob nicht sei erkauft zu theuer Ein Bischen lautres Gold für soviel Läutrungsfeuer. 66. In diesen Zeiten darfst du Achtung keiner Arten Von keinem, wie er tief steh' unter dir, erwarten, Wenn du nicht äußerlich Macht über ihn gewannst, Und ihm unmittelbar empfindlich schaden kannst. Kein Ansehn der Person, wie vorlängst keins bei Gotte Gegolten, gilt nunmehr auch keins bei dieser Rotte. Nothwendig ist auch das, soll freies Volk erstehn, Doch mußt du freiem Volk hübsch aus dem Wege gehn. 65. Wenn etwas Schoͤnes fuͤr mich ſelbſt und fuͤr die Welt In mir geworden iſt den Kaͤmpfen zum Vergelt, Die ich gekaͤmpft, ſo will ich gern gekaͤmpft ſie haben, Und moͤgen ſich mit mir am Schoͤnen viele laben! Doch manchmal denk' ich, ob nicht ſei erkauft zu theuer Ein Bischen lautres Gold fuͤr ſoviel Laͤutrungsfeuer. 66. In dieſen Zeiten darfſt du Achtung keiner Arten Von keinem, wie er tief ſteh' unter dir, erwarten, Wenn du nicht aͤußerlich Macht uͤber ihn gewannſt, Und ihm unmittelbar empfindlich ſchaden kannſt. Kein Anſehn der Perſon, wie vorlaͤngſt keins bei Gotte Gegolten, gilt nunmehr auch keins bei dieſer Rotte. Nothwendig iſt auch das, ſoll freies Volk erſtehn, Doch mußt du freiem Volk huͤbſch aus dem Wege gehn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0247" n="237"/> <div n="2"> <head>65.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn etwas Schoͤnes fuͤr mich ſelbſt und fuͤr die Welt</l><lb/> <l>In mir geworden iſt den Kaͤmpfen zum Vergelt,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die ich gekaͤmpft, ſo will ich gern gekaͤmpft ſie haben,</l><lb/> <l>Und moͤgen ſich mit mir am Schoͤnen viele laben!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch manchmal denk' ich, ob nicht ſei erkauft zu theuer</l><lb/> <l>Ein Bischen lautres Gold fuͤr ſoviel Laͤutrungsfeuer.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>66.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In dieſen Zeiten darfſt du Achtung keiner Arten</l><lb/> <l>Von keinem, wie er tief ſteh' unter dir, erwarten,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wenn du nicht aͤußerlich Macht uͤber ihn gewannſt,</l><lb/> <l>Und ihm unmittelbar empfindlich ſchaden kannſt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Kein Anſehn der Perſon, wie vorlaͤngſt keins bei Gotte</l><lb/> <l>Gegolten, gilt nunmehr auch keins bei dieſer Rotte.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nothwendig iſt auch das, ſoll freies Volk erſtehn,</l><lb/> <l>Doch mußt du freiem Volk huͤbſch aus dem Wege gehn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [237/0247]
65.
Wenn etwas Schoͤnes fuͤr mich ſelbſt und fuͤr die Welt
In mir geworden iſt den Kaͤmpfen zum Vergelt,
Die ich gekaͤmpft, ſo will ich gern gekaͤmpft ſie haben,
Und moͤgen ſich mit mir am Schoͤnen viele laben!
Doch manchmal denk' ich, ob nicht ſei erkauft zu theuer
Ein Bischen lautres Gold fuͤr ſoviel Laͤutrungsfeuer.
66.
In dieſen Zeiten darfſt du Achtung keiner Arten
Von keinem, wie er tief ſteh' unter dir, erwarten,
Wenn du nicht aͤußerlich Macht uͤber ihn gewannſt,
Und ihm unmittelbar empfindlich ſchaden kannſt.
Kein Anſehn der Perſon, wie vorlaͤngſt keins bei Gotte
Gegolten, gilt nunmehr auch keins bei dieſer Rotte.
Nothwendig iſt auch das, ſoll freies Volk erſtehn,
Doch mußt du freiem Volk huͤbſch aus dem Wege gehn.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/247>, abgerufen am 22.02.2025. |