Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.54. Du hast der Freunde viel, und geizest nicht um einen; Ich habe wenige, und nannte dich den meinen, Und muß im Herzen noch den meinigen dich nennen, Und darf es, wenn nicht dir, mir selber wol bekennen. Was dich entfremden konnt', hab' ich nicht Lust zu fragen; Doch daß es möglich war, das hab' ich zu beklagen. 55. Das beste Lebensgut ist leichter froher Sinn, Mit ihm ist kein Verlust und ohn' ihn kein Gewinn. Doch, ward dirs nicht so leicht, und ist dein Wesen schwerer, So tröstet dich villeicht ein Wort von deinem Lehrer: Die dunkle Nelke, nicht die bunte Tulp' hat Duft, Und auch zum Himmel geht der Weg nur durch die Gruft. O scheu nicht durch die Gruft den Weg zu deinem Himmel;
Und laß wer gehn will gehn durchs bunte Weltgewimmel. 54. Du haſt der Freunde viel, und geizeſt nicht um einen; Ich habe wenige, und nannte dich den meinen, Und muß im Herzen noch den meinigen dich nennen, Und darf es, wenn nicht dir, mir ſelber wol bekennen. Was dich entfremden konnt', hab' ich nicht Luſt zu fragen; Doch daß es moͤglich war, das hab' ich zu beklagen. 55. Das beſte Lebensgut iſt leichter froher Sinn, Mit ihm iſt kein Verluſt und ohn' ihn kein Gewinn. Doch, ward dirs nicht ſo leicht, und iſt dein Weſen ſchwerer, So troͤſtet dich villeicht ein Wort von deinem Lehrer: Die dunkle Nelke, nicht die bunte Tulp' hat Duft, Und auch zum Himmel geht der Weg nur durch die Gruft. O ſcheu nicht durch die Gruft den Weg zu deinem Himmel;
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54.
Du haſt der Freunde viel, und geizeſt nicht um einen;
Ich habe wenige, und nannte dich den meinen,
Und muß im Herzen noch den meinigen dich nennen,
Und darf es, wenn nicht dir, mir ſelber wol bekennen.
Was dich entfremden konnt', hab' ich nicht Luſt zu fragen;
Doch daß es moͤglich war, das hab' ich zu beklagen.
55.
Das beſte Lebensgut iſt leichter froher Sinn,
Mit ihm iſt kein Verluſt und ohn' ihn kein Gewinn.
Doch, ward dirs nicht ſo leicht, und iſt dein Weſen ſchwerer,
So troͤſtet dich villeicht ein Wort von deinem Lehrer:
Die dunkle Nelke, nicht die bunte Tulp' hat Duft,
Und auch zum Himmel geht der Weg nur durch die Gruft.
O ſcheu nicht durch die Gruft den Weg zu deinem Himmel;
Und laß wer gehn will gehn durchs bunte Weltgewimmel.
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