Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.51. Bist du gestürzt und hat der Sturz dir nicht geschadet, So denke: dismal hat der Himmel dir gegnadet. Die Gnade hast du nicht verdient, verdiene sie! Steh auf mit Zuversicht und falle nie mehr, nie! 52. Wie nicht die Bäume nur, zur Dauer auferzogen, Die Blumen auch mich freun, auf kurze Zeit gepflogen; So nicht nur Kinder, die, wills Gott, mich überleben, Mich freuen jene auch, die ich dem Grab gegeben. 53. Wem ein Geliebtes stirbt, dem ist es wie ein Traum, Die ersten Tage kommt er zu sich selber kaum. Wie ers ertragen soll, kann er sich selbst nicht fragen; Und wenn er sich besinnt, so hat ers schon ertragen. 51. Biſt du geſtuͤrzt und hat der Sturz dir nicht geſchadet, So denke: dismal hat der Himmel dir gegnadet. Die Gnade haſt du nicht verdient, verdiene ſie! Steh auf mit Zuverſicht und falle nie mehr, nie! 52. Wie nicht die Baͤume nur, zur Dauer auferzogen, Die Blumen auch mich freun, auf kurze Zeit gepflogen; So nicht nur Kinder, die, wills Gott, mich uͤberleben, Mich freuen jene auch, die ich dem Grab gegeben. 53. Wem ein Geliebtes ſtirbt, dem iſt es wie ein Traum, Die erſten Tage kommt er zu ſich ſelber kaum. Wie ers ertragen ſoll, kann er ſich ſelbſt nicht fragen; Und wenn er ſich beſinnt, ſo hat ers ſchon ertragen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0240" n="230"/> <div n="2"> <head>51.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Biſt du geſtuͤrzt und hat der Sturz dir nicht geſchadet,</l><lb/> <l>So denke: dismal hat der Himmel dir gegnadet.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Gnade haſt du nicht verdient, verdiene ſie!</l><lb/> <l>Steh auf mit Zuverſicht und falle nie mehr, nie!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>52.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie nicht die Baͤume nur, zur Dauer auferzogen,</l><lb/> <l>Die Blumen auch mich freun, auf kurze Zeit gepflogen;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So nicht nur Kinder, die, wills Gott, mich uͤberleben,</l><lb/> <l>Mich freuen jene auch, die ich dem Grab gegeben.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>53.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wem ein Geliebtes ſtirbt, dem iſt es wie ein Traum,</l><lb/> <l>Die erſten Tage kommt er zu ſich ſelber kaum.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wie ers ertragen ſoll, kann er ſich ſelbſt nicht fragen;</l><lb/> <l>Und wenn er ſich beſinnt, ſo hat ers ſchon ertragen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [230/0240]
51.
Biſt du geſtuͤrzt und hat der Sturz dir nicht geſchadet,
So denke: dismal hat der Himmel dir gegnadet.
Die Gnade haſt du nicht verdient, verdiene ſie!
Steh auf mit Zuverſicht und falle nie mehr, nie!
52.
Wie nicht die Baͤume nur, zur Dauer auferzogen,
Die Blumen auch mich freun, auf kurze Zeit gepflogen;
So nicht nur Kinder, die, wills Gott, mich uͤberleben,
Mich freuen jene auch, die ich dem Grab gegeben.
53.
Wem ein Geliebtes ſtirbt, dem iſt es wie ein Traum,
Die erſten Tage kommt er zu ſich ſelber kaum.
Wie ers ertragen ſoll, kann er ſich ſelbſt nicht fragen;
Und wenn er ſich beſinnt, ſo hat ers ſchon ertragen.
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