Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.47. Im Anfang hofft ein Mensch mit glücklichem Erdreisten Was unerhörtes unvergleichliches zu leisten. Bald sieht er sich enttäuscht, von Schranken eingehemmt, Vergebens daß er noch die Kraft entgegenstemmt. Er fühlt es wohl, und sucht sichs aus dem Sinn zu schlagen, Daß auf der Welt heraus nichts kommt mit seinen Plagen. Doch zur Gewohnheit ward ihm seine Plage so, Nur durch die Plage wird er noch des Lebens froh. 48. Beklage dich nur nicht, daß dir so viel mislang; Sieh wie dabei auch viel Ersprießliches entsprang. Reich ist an Körnern wie an Spreu die Ernte; scheue Nur nicht die Müh, und lis die Körner aus der Spreue. 47. Im Anfang hofft ein Menſch mit gluͤcklichem Erdreiſten Was unerhoͤrtes unvergleichliches zu leiſten. Bald ſieht er ſich enttaͤuſcht, von Schranken eingehemmt, Vergebens daß er noch die Kraft entgegenſtemmt. Er fuͤhlt es wohl, und ſucht ſichs aus dem Sinn zu ſchlagen, Daß auf der Welt heraus nichts kommt mit ſeinen Plagen. Doch zur Gewohnheit ward ihm ſeine Plage ſo, Nur durch die Plage wird er noch des Lebens froh. 48. Beklage dich nur nicht, daß dir ſo viel mislang; Sieh wie dabei auch viel Erſprießliches entſprang. Reich iſt an Koͤrnern wie an Spreu die Ernte; ſcheue Nur nicht die Muͤh, und lis die Koͤrner aus der Spreue. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0238" n="228"/> <div n="2"> <head>47.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Im Anfang hofft ein Menſch mit gluͤcklichem Erdreiſten</l><lb/> <l>Was unerhoͤrtes unvergleichliches zu leiſten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Bald ſieht er ſich enttaͤuſcht, von Schranken eingehemmt,</l><lb/> <l>Vergebens daß er noch die Kraft entgegenſtemmt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Er fuͤhlt es wohl, und ſucht ſichs aus dem Sinn zu ſchlagen,</l><lb/> <l>Daß auf der Welt heraus nichts kommt mit ſeinen Plagen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch zur Gewohnheit ward ihm ſeine Plage ſo,</l><lb/> <l>Nur durch die Plage wird er noch des Lebens froh.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>48.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Beklage dich nur nicht, daß dir ſo viel mislang;</l><lb/> <l>Sieh wie dabei auch viel Erſprießliches entſprang.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Reich iſt an Koͤrnern wie an Spreu die Ernte; ſcheue</l><lb/> <l>Nur nicht die Muͤh, und lis die Koͤrner aus der Spreue.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [228/0238]
47.
Im Anfang hofft ein Menſch mit gluͤcklichem Erdreiſten
Was unerhoͤrtes unvergleichliches zu leiſten.
Bald ſieht er ſich enttaͤuſcht, von Schranken eingehemmt,
Vergebens daß er noch die Kraft entgegenſtemmt.
Er fuͤhlt es wohl, und ſucht ſichs aus dem Sinn zu ſchlagen,
Daß auf der Welt heraus nichts kommt mit ſeinen Plagen.
Doch zur Gewohnheit ward ihm ſeine Plage ſo,
Nur durch die Plage wird er noch des Lebens froh.
48.
Beklage dich nur nicht, daß dir ſo viel mislang;
Sieh wie dabei auch viel Erſprießliches entſprang.
Reich iſt an Koͤrnern wie an Spreu die Ernte; ſcheue
Nur nicht die Muͤh, und lis die Koͤrner aus der Spreue.
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