Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.45. Ich lehre dich, daß du auf keinen Lehrer bauest, Auf eignen Füßen stehst, mit eignen Augen schauest. Und wie du keinem traust, so traue mir auch nicht, Und dieses sei der Lohn für meinen Unterricht. 46. Unglücklich kan ein Mensch vor lauter Glück sich fühlen; Ein kleines Ungemach kan großen Schaden kühlen. Ich denk' an einen Freund, der, weil bei Nacht und Schlaf Nie eine Feuersbrunst, ein Diebstahl nie ihn traf, Sich muste Nacht für Nacht vom Traume lassen äffen, Jetzt endlich sollte, was ihn noch nicht traf, betreffen. Wie glücklich hätt' ein Dieb, ein Feuer ihn gemacht! Geruhig hätt' er dann geschlafen jede Nacht. 45. Ich lehre dich, daß du auf keinen Lehrer baueſt, Auf eignen Fuͤßen ſtehſt, mit eignen Augen ſchaueſt. Und wie du keinem trauſt, ſo traue mir auch nicht, Und dieſes ſei der Lohn fuͤr meinen Unterricht. 46. Ungluͤcklich kan ein Menſch vor lauter Gluͤck ſich fuͤhlen; Ein kleines Ungemach kan großen Schaden kuͤhlen. Ich denk' an einen Freund, der, weil bei Nacht und Schlaf Nie eine Feuersbrunſt, ein Diebſtahl nie ihn traf, Sich muſte Nacht fuͤr Nacht vom Traume laſſen aͤffen, Jetzt endlich ſollte, was ihn noch nicht traf, betreffen. Wie gluͤcklich haͤtt' ein Dieb, ein Feuer ihn gemacht! Geruhig haͤtt' er dann geſchlafen jede Nacht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0237" n="227"/> <div n="2"> <head>45.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich lehre dich, daß du auf keinen Lehrer baueſt,</l><lb/> <l>Auf eignen Fuͤßen ſtehſt, mit eignen Augen ſchaueſt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und wie du keinem trauſt, ſo traue mir auch nicht,</l><lb/> <l>Und dieſes ſei der Lohn fuͤr meinen Unterricht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>46.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ungluͤcklich kan ein Menſch vor lauter Gluͤck ſich fuͤhlen;</l><lb/> <l>Ein kleines Ungemach kan großen Schaden kuͤhlen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich denk' an einen Freund, der, weil bei Nacht und Schlaf</l><lb/> <l>Nie eine Feuersbrunſt, ein Diebſtahl nie ihn traf,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Sich muſte Nacht fuͤr Nacht vom Traume laſſen aͤffen,</l><lb/> <l>Jetzt endlich ſollte, was ihn noch nicht traf, betreffen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wie gluͤcklich haͤtt' ein Dieb, ein Feuer ihn gemacht!</l><lb/> <l>Geruhig haͤtt' er dann geſchlafen jede Nacht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [227/0237]
45.
Ich lehre dich, daß du auf keinen Lehrer baueſt,
Auf eignen Fuͤßen ſtehſt, mit eignen Augen ſchaueſt.
Und wie du keinem trauſt, ſo traue mir auch nicht,
Und dieſes ſei der Lohn fuͤr meinen Unterricht.
46.
Ungluͤcklich kan ein Menſch vor lauter Gluͤck ſich fuͤhlen;
Ein kleines Ungemach kan großen Schaden kuͤhlen.
Ich denk' an einen Freund, der, weil bei Nacht und Schlaf
Nie eine Feuersbrunſt, ein Diebſtahl nie ihn traf,
Sich muſte Nacht fuͤr Nacht vom Traume laſſen aͤffen,
Jetzt endlich ſollte, was ihn noch nicht traf, betreffen.
Wie gluͤcklich haͤtt' ein Dieb, ein Feuer ihn gemacht!
Geruhig haͤtt' er dann geſchlafen jede Nacht.
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