Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Vielmehr: Was sie begehrt, wird darum gut sie nennen, Und was sie scheuet, das davon als Böses trennen. Die Trennung bös' und gut bringst du nur in die Welt, Indem du sagst wie sie sich zur Begier verhält. Und hätte bös' und gut der Mensch nicht unterschieden, Wär' er begierdelos, mit der Natur im Frieden. 33. Verrede nicht, zu thun, was du dir vorgenommen Zu lassen! Uebernacht kann es dir anders kommen. Und auch zu lassen das verrede nicht, was du Zu thun dir vorgesetzt; viel ändert oft ein Nu. Schwach ist das Menschenkind, ein Rohr bewegt vom Wind; O tadle nicht, daß du bist wie die andern sind. Nur wo gebeut die Pflicht, und wo sie widerspricht, Da thut und unterläßt ein Mann, und ändert nicht. Doch vieles kann geschehn und kann auch unterbleiben, In solchem darfst du dich von außen lassen treiben. Vielmehr: Was ſie begehrt, wird darum gut ſie nennen, Und was ſie ſcheuet, das davon als Boͤſes trennen. Die Trennung boͤſ' und gut bringſt du nur in die Welt, Indem du ſagſt wie ſie ſich zur Begier verhaͤlt. Und haͤtte boͤſ' und gut der Menſch nicht unterſchieden, Waͤr' er begierdelos, mit der Natur im Frieden. 33. Verrede nicht, zu thun, was du dir vorgenommen Zu laſſen! Uebernacht kann es dir anders kommen. Und auch zu laſſen das verrede nicht, was du Zu thun dir vorgeſetzt; viel aͤndert oft ein Nu. Schwach iſt das Menſchenkind, ein Rohr bewegt vom Wind; O tadle nicht, daß du biſt wie die andern ſind. Nur wo gebeut die Pflicht, und wo ſie widerſpricht, Da thut und unterlaͤßt ein Mann, und aͤndert nicht. Doch vieles kann geſchehn und kann auch unterbleiben, In ſolchem darfſt du dich von außen laſſen treiben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0226" n="216"/> </l> <lg n="3"> <l>Vielmehr: Was ſie begehrt, wird darum gut ſie nennen,</l><lb/> <l>Und was ſie ſcheuet, das davon als Boͤſes trennen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die Trennung boͤſ' und gut bringſt du nur in die Welt,</l><lb/> <l>Indem du ſagſt wie ſie ſich zur Begier verhaͤlt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und haͤtte boͤſ' und gut der Menſch nicht unterſchieden,</l><lb/> <l>Waͤr' er begierdelos, mit der Natur im Frieden.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>33.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Verrede nicht, zu thun, was du dir vorgenommen</l><lb/> <l>Zu laſſen! Uebernacht kann es dir anders kommen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und auch zu laſſen das verrede nicht, was du</l><lb/> <l>Zu thun dir vorgeſetzt; viel aͤndert oft ein Nu.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Schwach iſt das Menſchenkind, ein Rohr bewegt vom Wind;</l><lb/> <l>O tadle nicht, daß du biſt wie die andern ſind.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nur wo gebeut die Pflicht, und wo ſie widerſpricht,</l><lb/> <l>Da thut und unterlaͤßt ein Mann, und aͤndert nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Doch vieles kann geſchehn und kann auch unterbleiben,</l><lb/> <l>In ſolchem darfſt du dich von außen laſſen treiben.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [216/0226]
Vielmehr: Was ſie begehrt, wird darum gut ſie nennen,
Und was ſie ſcheuet, das davon als Boͤſes trennen.
Die Trennung boͤſ' und gut bringſt du nur in die Welt,
Indem du ſagſt wie ſie ſich zur Begier verhaͤlt.
Und haͤtte boͤſ' und gut der Menſch nicht unterſchieden,
Waͤr' er begierdelos, mit der Natur im Frieden.
33.
Verrede nicht, zu thun, was du dir vorgenommen
Zu laſſen! Uebernacht kann es dir anders kommen.
Und auch zu laſſen das verrede nicht, was du
Zu thun dir vorgeſetzt; viel aͤndert oft ein Nu.
Schwach iſt das Menſchenkind, ein Rohr bewegt vom Wind;
O tadle nicht, daß du biſt wie die andern ſind.
Nur wo gebeut die Pflicht, und wo ſie widerſpricht,
Da thut und unterlaͤßt ein Mann, und aͤndert nicht.
Doch vieles kann geſchehn und kann auch unterbleiben,
In ſolchem darfſt du dich von außen laſſen treiben.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/226>, abgerufen am 22.02.2025. |