Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.29. Wer ehrenwerth sich fühlt, will auch geehrt sich sehn; Wie jedem sieht er gern auch sich sein Recht geschehn. Selbst unbedenklich nimmt er äußres Ehrenzeichen Von denen an, die ihm nicht andres können reichen. Auch ehrerbiet'ger Gruß, anständige Verbeugung, Ist dem Geehreten willkommene Bezeugung, Nicht seines Werthes, den er fühlt, des Werthes deren, Die so bezeugen daß sie Ehrenwerthes ehren. 30. Wenn du dein Leben selbst in That verwandeln kannst, Dann magst du rühmen dich, daß Freiheit du gewannst. Gemüthsbewegungen lös' auf in dein Erkennen, Dann thust du, leidest nicht, und darfst so frei dich nennen. 29. Wer ehrenwerth ſich fuͤhlt, will auch geehrt ſich ſehn; Wie jedem ſieht er gern auch ſich ſein Recht geſchehn. Selbſt unbedenklich nimmt er aͤußres Ehrenzeichen Von denen an, die ihm nicht andres koͤnnen reichen. Auch ehrerbiet'ger Gruß, anſtaͤndige Verbeugung, Iſt dem Geehreten willkommene Bezeugung, Nicht ſeines Werthes, den er fuͤhlt, des Werthes deren, Die ſo bezeugen daß ſie Ehrenwerthes ehren. 30. Wenn du dein Leben ſelbſt in That verwandeln kannſt, Dann magſt du ruͤhmen dich, daß Freiheit du gewannſt. Gemuͤthsbewegungen loͤſ' auf in dein Erkennen, Dann thuſt du, leideſt nicht, und darfſt ſo frei dich nennen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0224" n="214"/> <div n="2"> <head>29.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer ehrenwerth ſich fuͤhlt, will auch geehrt ſich ſehn;</l><lb/> <l>Wie jedem ſieht er gern auch ſich ſein Recht geſchehn.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Selbſt unbedenklich nimmt er aͤußres Ehrenzeichen</l><lb/> <l>Von denen an, die ihm nicht andres koͤnnen reichen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Auch ehrerbiet'ger Gruß, anſtaͤndige Verbeugung,</l><lb/> <l>Iſt dem Geehreten willkommene Bezeugung,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nicht ſeines Werthes, den er fuͤhlt, des Werthes deren,</l><lb/> <l>Die ſo bezeugen daß ſie Ehrenwerthes ehren.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>30.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn du dein Leben ſelbſt in That verwandeln kannſt,</l><lb/> <l>Dann magſt du ruͤhmen dich, daß Freiheit du gewannſt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Gemuͤthsbewegungen loͤſ' auf in dein Erkennen,</l><lb/> <l>Dann thuſt du, leideſt nicht, und darfſt ſo frei dich nennen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [214/0224]
29.
Wer ehrenwerth ſich fuͤhlt, will auch geehrt ſich ſehn;
Wie jedem ſieht er gern auch ſich ſein Recht geſchehn.
Selbſt unbedenklich nimmt er aͤußres Ehrenzeichen
Von denen an, die ihm nicht andres koͤnnen reichen.
Auch ehrerbiet'ger Gruß, anſtaͤndige Verbeugung,
Iſt dem Geehreten willkommene Bezeugung,
Nicht ſeines Werthes, den er fuͤhlt, des Werthes deren,
Die ſo bezeugen daß ſie Ehrenwerthes ehren.
30.
Wenn du dein Leben ſelbſt in That verwandeln kannſt,
Dann magſt du ruͤhmen dich, daß Freiheit du gewannſt.
Gemuͤthsbewegungen loͤſ' auf in dein Erkennen,
Dann thuſt du, leideſt nicht, und darfſt ſo frei dich nennen.
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