Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.10. Du fragst, warum so früh gescheite Kinder sterben, Indes die dummeren ein längers Leben erben? Die Antwort ist: weil man gescheitres Nichts kann thun Als sterben in der Welt, die gar so dumm ist nun. Drum danket alle Gott, die ihr nicht zu gescheut Geworden, sondern noch der dummen Welt euch freut. 11. Wer alt geworden, mag sich an der Jugend Sprüngen Ergötzen, doch sie nachzuthun sich nicht verjüngen. So mag sich diese Zeit auch der Betrachtung freun Kindlicher Sagenwelt, nicht aber sie erneun. 10. Du fragſt, warum ſo fruͤh geſcheite Kinder ſterben, Indes die dummeren ein laͤngers Leben erben? Die Antwort iſt: weil man geſcheitres Nichts kann thun Als ſterben in der Welt, die gar ſo dumm iſt nun. Drum danket alle Gott, die ihr nicht zu geſcheut Geworden, ſondern noch der dummen Welt euch freut. 11. Wer alt geworden, mag ſich an der Jugend Spruͤngen Ergoͤtzen, doch ſie nachzuthun ſich nicht verjuͤngen. So mag ſich dieſe Zeit auch der Betrachtung freun Kindlicher Sagenwelt, nicht aber ſie erneun. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0214" n="204"/> <div n="2"> <head>10.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du fragſt, warum ſo fruͤh geſcheite Kinder ſterben,</l><lb/> <l>Indes die dummeren ein laͤngers Leben erben?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Antwort iſt: weil man geſcheitres Nichts kann thun</l><lb/> <l>Als ſterben in der Welt, die gar ſo dumm iſt nun.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Drum danket alle Gott, die ihr nicht zu geſcheut</l><lb/> <l>Geworden, ſondern noch der dummen Welt euch freut.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>11.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer alt geworden, mag ſich an der Jugend Spruͤngen</l><lb/> <l>Ergoͤtzen, doch ſie nachzuthun ſich nicht verjuͤngen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So mag ſich dieſe Zeit auch der Betrachtung freun</l><lb/> <l>Kindlicher Sagenwelt, nicht aber ſie erneun.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [204/0214]
10.
Du fragſt, warum ſo fruͤh geſcheite Kinder ſterben,
Indes die dummeren ein laͤngers Leben erben?
Die Antwort iſt: weil man geſcheitres Nichts kann thun
Als ſterben in der Welt, die gar ſo dumm iſt nun.
Drum danket alle Gott, die ihr nicht zu geſcheut
Geworden, ſondern noch der dummen Welt euch freut.
11.
Wer alt geworden, mag ſich an der Jugend Spruͤngen
Ergoͤtzen, doch ſie nachzuthun ſich nicht verjuͤngen.
So mag ſich dieſe Zeit auch der Betrachtung freun
Kindlicher Sagenwelt, nicht aber ſie erneun.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/214 |
Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/214>, abgerufen am 22.02.2025. |