Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.7. Mit Einzelliebe wer beginnet zu verschwenden Den Schatz des Herzens, wird mit Eigenliebe enden. Allliebe sei es die zuerst das Herz erfüllt, Aus deren Zauberduft sich Einzellieb' enthüllt. Die Einzelliebe blüht und welkt, der Traum sinkt nieder, Und wie am Anfang steht am End' Allliebe wieder: Allliebe zur Natur, zu jeder Kreatur, Zu Gott, und in dir selbst zu jeder Gottesspur. 8. Am Ort, wo du einmal entgiengst des Tigers Krallen, Wirst ohne Wallung du nicht leicht vorüber wallen. So seh' ich nahn den Tag nicht ohne Herzenspochen, An dem vor Jahren mir das Unglück eingebrochen. Vorüber kann ich nicht ihm kommen ohne Schauern, Es möcht' im Hinterhalt ein Unglück wieder lauern. 7. Mit Einzelliebe wer beginnet zu verſchwenden Den Schatz des Herzens, wird mit Eigenliebe enden. Allliebe ſei es die zuerſt das Herz erfuͤllt, Aus deren Zauberduft ſich Einzellieb' enthuͤllt. Die Einzelliebe bluͤht und welkt, der Traum ſinkt nieder, Und wie am Anfang ſteht am End' Allliebe wieder: Allliebe zur Natur, zu jeder Kreatur, Zu Gott, und in dir ſelbſt zu jeder Gottesſpur. 8. Am Ort, wo du einmal entgiengſt des Tigers Krallen, Wirſt ohne Wallung du nicht leicht voruͤber wallen. So ſeh' ich nahn den Tag nicht ohne Herzenspochen, An dem vor Jahren mir das Ungluͤck eingebrochen. Voruͤber kann ich nicht ihm kommen ohne Schauern, Es moͤcht' im Hinterhalt ein Ungluͤck wieder lauern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0212" n="202"/> <div n="2"> <head>7.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Mit Einzelliebe wer beginnet zu verſchwenden</l><lb/> <l>Den Schatz des Herzens, wird mit Eigenliebe enden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Allliebe ſei es die zuerſt das Herz erfuͤllt,</l><lb/> <l>Aus deren Zauberduft ſich Einzellieb' enthuͤllt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Einzelliebe bluͤht und welkt, der Traum ſinkt nieder,</l><lb/> <l>Und wie am Anfang ſteht am End' Allliebe wieder:</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Allliebe zur Natur, zu jeder Kreatur,</l><lb/> <l>Zu Gott, und in dir ſelbſt zu jeder Gottesſpur.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>8.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Am Ort, wo du einmal entgiengſt des Tigers Krallen,</l><lb/> <l>Wirſt ohne Wallung du nicht leicht voruͤber wallen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So ſeh' ich nahn den Tag nicht ohne Herzenspochen,</l><lb/> <l>An dem vor Jahren mir das Ungluͤck eingebrochen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Voruͤber kann ich nicht ihm kommen ohne Schauern,</l><lb/> <l>Es moͤcht' im Hinterhalt ein Ungluͤck wieder lauern.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [202/0212]
7.
Mit Einzelliebe wer beginnet zu verſchwenden
Den Schatz des Herzens, wird mit Eigenliebe enden.
Allliebe ſei es die zuerſt das Herz erfuͤllt,
Aus deren Zauberduft ſich Einzellieb' enthuͤllt.
Die Einzelliebe bluͤht und welkt, der Traum ſinkt nieder,
Und wie am Anfang ſteht am End' Allliebe wieder:
Allliebe zur Natur, zu jeder Kreatur,
Zu Gott, und in dir ſelbſt zu jeder Gottesſpur.
8.
Am Ort, wo du einmal entgiengſt des Tigers Krallen,
Wirſt ohne Wallung du nicht leicht voruͤber wallen.
So ſeh' ich nahn den Tag nicht ohne Herzenspochen,
An dem vor Jahren mir das Ungluͤck eingebrochen.
Voruͤber kann ich nicht ihm kommen ohne Schauern,
Es moͤcht' im Hinterhalt ein Ungluͤck wieder lauern.
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