Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.314. Die Kunst veredelt, was sie mit der Hand berührt, Darum der höchste Rang ihr im Verkehr gebührt. Sie findet Holz und Stein, und braucht den Zauberstab, Der ihnen Lebensschein und Geistesformen gab. Was ungebildetes ihr in die Hand gekommen, Wie es hindurch gieng, hat es Bildung angenommen. Und auch das Handwerk hat in allen seinen Gilden Dis mit der Kunst gemein, den rohen Stoff zu bilden. Der Handel aber, der von Hand und Handeln trägt Den Namen, hat dem Stoff kein Zeichen aufgeprägt. Gleichgültig handelt er mit Allem; sein Behandeln, Statt zu veredeln, will es nur in Geld verwandeln. Nicht edler wird die Waar', indem sie durch die Hand
Des Kaufmanns geht und wird geführt von Land zu Land. 314. Die Kunſt veredelt, was ſie mit der Hand beruͤhrt, Darum der hoͤchſte Rang ihr im Verkehr gebuͤhrt. Sie findet Holz und Stein, und braucht den Zauberſtab, Der ihnen Lebensſchein und Geiſtesformen gab. Was ungebildetes ihr in die Hand gekommen, Wie es hindurch gieng, hat es Bildung angenommen. Und auch das Handwerk hat in allen ſeinen Gilden Dis mit der Kunſt gemein, den rohen Stoff zu bilden. Der Handel aber, der von Hand und Handeln traͤgt Den Namen, hat dem Stoff kein Zeichen aufgepraͤgt. Gleichguͤltig handelt er mit Allem; ſein Behandeln, Statt zu veredeln, will es nur in Geld verwandeln. Nicht edler wird die Waar', indem ſie durch die Hand
Des Kaufmanns geht und wird gefuͤhrt von Land zu Land. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0200" n="190"/> <div n="2"> <head>314.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Kunſt veredelt, was ſie mit der Hand beruͤhrt,</l><lb/> <l>Darum der hoͤchſte Rang ihr im Verkehr gebuͤhrt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sie findet Holz und Stein, und braucht den Zauberſtab,</l><lb/> <l>Der ihnen Lebensſchein und Geiſtesformen gab.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Was ungebildetes ihr in die Hand gekommen,</l><lb/> <l>Wie es hindurch gieng, hat es Bildung angenommen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und auch das Handwerk hat in allen ſeinen Gilden</l><lb/> <l>Dis mit der Kunſt gemein, den rohen Stoff zu bilden.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Der Handel aber, der von Hand und Handeln traͤgt</l><lb/> <l>Den Namen, hat dem Stoff kein Zeichen aufgepraͤgt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Gleichguͤltig handelt er mit Allem; ſein Behandeln,</l><lb/> <l>Statt zu veredeln, will es nur in Geld verwandeln.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Nicht edler wird die Waar', indem ſie durch die Hand</l><lb/> <l>Des Kaufmanns geht und wird gefuͤhrt von Land zu Land.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0200]
314.
Die Kunſt veredelt, was ſie mit der Hand beruͤhrt,
Darum der hoͤchſte Rang ihr im Verkehr gebuͤhrt.
Sie findet Holz und Stein, und braucht den Zauberſtab,
Der ihnen Lebensſchein und Geiſtesformen gab.
Was ungebildetes ihr in die Hand gekommen,
Wie es hindurch gieng, hat es Bildung angenommen.
Und auch das Handwerk hat in allen ſeinen Gilden
Dis mit der Kunſt gemein, den rohen Stoff zu bilden.
Der Handel aber, der von Hand und Handeln traͤgt
Den Namen, hat dem Stoff kein Zeichen aufgepraͤgt.
Gleichguͤltig handelt er mit Allem; ſein Behandeln,
Statt zu veredeln, will es nur in Geld verwandeln.
Nicht edler wird die Waar', indem ſie durch die Hand
Des Kaufmanns geht und wird gefuͤhrt von Land zu Land.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/200>, abgerufen am 22.02.2025. |